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Ein Leitbild für eine Offene Wissenschaft der Berlin University Alliance

Das Board of Directors hat im Mai 2023 ein Leitbild für eine Offene Wissenschaft der Berlin University Alliance angenommen. Das Leitbild ist das Ergebnis ausführlicher Konsultationen im Verbund und wurde bis zum 15.11.2023 von den Akademischen Senaten und dem Fakultätsrat der Charité bestätigt. Mit dem Leitbild gibt sich die Alliance einen Handlungsrahmen, um Open Science weiter zu vertiefen und zu fördern.

Der Weg zum gemeinsamen Leitbild
Ein Leitbild für eine Offene Wissenschaft der Berlin University Alliance
Die nächsten Schritte: Vom Leitbild zur konkreten Unterstützung

Der Weg zum gemeinsamen Leitbild für eine Offene Wissenschaft der Berlin University Alliance

Mit dem Ziel, eine OpenX-Strategie zu entwickeln, die durch eine breite Mehrheit getragen wird, werden möglichst viele Expert*innen und Nutzer*innen im Prozess einbezogen. Daher wurde die Entwicklung der OpenX-Strategie als zweistufiger Konsultationsprozess mit Expert*innen und Anwender*innen organisiert, der im ersten Halbjahr 2022 begann.

Im ersten Schritt wurden Fokusgruppendiskussionen zu verschiedenen Themen durchgeführt. Aufgabe war es, ein gemeinsames Verständnis über Anforderungen an die Strategie zu entwickeln und erste Leitlinien herauszuarbeiten. Zu folgenden Fokusgruppen haben wir unserem Verständnis von Open Science als  Vertreter*innen der Verbundpartnerinnen eingeladen:

  • Open Access zu Publikation
  • Open Data und Forschungsdatenmanagement
  • Open Science Skills in Lehre und Weiterbildung
  • Open Source und Open Hardware
  • Citizen Science, Transdisziplinarität und Innovationstransfer
  • Open Science und Bewertungssysteme

In einem zweiten Schritt folgte eine Strategiekonferenz im Open-Space-Format am 8. Juli 2022, auf dem die Ergebnisse der Fokusgruppen, Vorarbeiten und die Kommentare diskutiert und in einem Textentwurf zusammengeführt werden. Der eintägige Open Space-Tag fand am 8.7.2022 von 9 bis 18 Uhr im Umweltforum Berlin-Friedrichshain statt.

Ein wichtiges Resultat der Konsultationen ist ein Leitbild für Offene Wissenschaft an der Berlin University Alliance. Es ist aus den ersten Entwürfen, Kommentierungen der Beteiligten und aus den Diskussionen mit den Leitungsgremien hervorgegangen. Das Leitbild wurde vom Board of Directors am 22.5.2023 beschlossen und bis zum 15.11.2023 auch von den Akademischen Senaten der Verbunduniversitäten und dem Fakultätsrat der Charité angenommen.

Ein Leitbild für eine Offene Wissenschaft der Berlin University Alliance

Version 1.4[1] (Stand: 15.11.2023)

Hintergrund

Die Berlin University Alliance hat sich bei ihrer Gründung zur Förderung und Vertiefung von Forschungsqualität und offener Wissenschaft als integralen Bestandteilen exzellenter Forschung bekannt. Damit nutzt der Verbund neue Potenziale, die sich aus der Diversität des Verbundes ergeben, und adressiert zugleich die Frage, wie öffentlich finanzierte Forschung, Lehre und Wissenstransfer transparenter, inklusiver und zugänglicher gestaltet werden können, um gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftlichen Aufgaben gerecht zu werden.

Die Verbundpartnerinnen bauen dafür auf die von ihnen unterzeichnete Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu Wissen[2], den Kodex der DFG zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis[3], auf die Open Science Policy-Entwicklung der Europäischen Kommission[4] und auf den Empfehlungen zu Open Science der UNESCO[5] auf. Maßgeblich sind auch die bereits vorliegenden Open-Access- und Forschungsdatenpolicies sowie Satzungen der Verbundpartnerinnen zu guter wissenschaftlicher Praxis sowie die Vorgaben aus dem Berliner Hochschulgesetz zu offen zugänglichen Forschungsberichten.[6] Nach der erfolgreichen Open-Access-Strategie für Berlin (2015)[7], die von den Verbundpartnerinnen mitgestaltet wurde, setzt sich der Verbund im Berliner Forschungsraum für die Entwicklung und Umsetzung einer Landesinitiative Open Research Berlin[8] ein und möchte mit seinem Leitbild für eine Offene Wissenschaft aktiv zu deren Gelingen beitragen.

Vor diesem Hintergrund gibt sich die Berlin University Alliance folgendes Leitbild[9]:

Unsere Vision

Die Berlin University Alliance verpflichtet sich dem Prinzip einer offenen Wissenschaft. Als einer der führenden Wissenschaftsverbünde in Europa wollen wir die Forschung transparent, kooperativ und nachnutzbar gestalten.

Was bedeutet offene Wissenschaft?

Unter offener Wissenschaft verstehen wir Praktiken, die darauf abzielen, den gesamten Prozess von der Entwicklung von Forschungsideen bis zur Veröffentlichung und Nachnutzung von Forschungsergebnissen entlang den Prinzipien der Inklusion und Kooperation, Transparenz und Zugänglichkeit, Nachnutzbarkeit und Überprüfbarkeit[10] zu gestalten. Diese Prinzipien lassen sich auch auf die Qualitätssicherung von Forschung und die Evaluation von Forschenden anwenden.

Warum offene Wissenschaft?

Wissenschaft steht mit der Verbreitung digitaler Techniken, erhöhten Anforderungen an Qualitätssicherung und sich wandelnden Erwartungen seitens der Gesellschaft vor neuen Herausforderungen, die ihre gesamte Arbeitsweise berühren. Offenheit im Forschungsprozess bietet gemeinsam mit den Potenzialen der Digitalisierung Vorteile für uns Forschende und Forschungseinrichtungen. Sie unterstützt die zeitgemäße Kommunikation in der Wissenschaft, erhöht die Effizienz in der Verbreitung von Ergebnissen durch Zugänglichkeit und trägt zur Qualitätssicherung der Forschung durch Transparenz der Forschungsprozesse und ihrer Reproduzierbarkeit bei.[11] Darüber hinaus fördert eine offene Wissenschaft die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft, die Responsivität auf aktuelle und drängende Probleme, technische und soziale Innovationen und stärkt damit auch das Vertrauen in die Wissenschaft.

Auf Vorhandenem aufbauen

Open Access zu Forschungspublikationen wird bereits in vielen Disziplinen umfassend und erfolgreich praktiziert[12] Die nachhaltige Bereitstellung und Öffnung von Forschungsdaten nach den FAIR-Kriterien[13] etabliert sich zunehmend. Darüber hinaus machen verschiedene Forschende der Verbundpartnerinnen ihre Arbeitsprozesse transparent (Open Methodology), wenden offene Begutachtungsverfahren an (Open Peer Review) und stellen Software und Hardware oder Bildungsressourcen (OER) unter offenen Lizenzen bereit. Inklusive und kooperative Ansätze einer offenen Wissenschaft, wie etwa Citizen Science, Patient*innenbeteiligung, transdisziplinäre Ansätze oder Open Innovation, werden bei den Verbundpartnerinnen praktiziert und unterstützt. Auf diesen Entwicklungen gilt es im Verbund aufzubauen und sie zugunsten eines offenen Berliner Forschungsraum zu fördern und zu vertiefen.

Verantwortungsbewusste Offenheit

Wissenschaft so offen wie möglich zu gestalten ist mit Risiken und Grenzen verbunden. Als Verbund sind wir uns der großen Verantwortung bewusst, die mit der Forderung nach mehr Offenheit im Forschungsprozess einhergeht. In der Umsetzung achten wir daher auf die spezifischen Bedarfe, ethischen, infrastrukturellen und rechtlichen Anforderungen, die sich aus der wissenschaftlichen Kommunikation, den Datenformaten und Arbeits- und Verwertungsweisen der verschiedenen Fachdisziplinen ergeben.[14]

Unsere Mission

Um das Ziel einer offenen Wissenschaft im Berliner Forschungsraum umzusetzen, ist es unsere Mission

  • als Verbund einen Wandel der Veröffentlichungskultur hin zu einer vielfältigen, nicht-profitorientierten, wissenschaftsgetriebenen Open-Access-Kultur für Forschungsergebnisse zu unterstützen;
  • gemeinsame Weiterbildungsangebote für Angehörige der Verbundpartnerinnen zu fördern und Wissen und Fähigkeiten für offene Wissenschaftspraktiken bereits frühzeitig in den weiterführenden Studiengängen und in der Promotionsausbildung zu verankern;
  • den gemeinsamen Ausbau der Serviceangebote für verschiedene Open-Science-Praktiken zu fördern und dafür jeweils individuelle Schwerpunkte einzubringen;
  • gemeinsam mit unseren Berliner Partner*innen eine nachhaltige technische und organisatorische Infrastruktur für zeitgemäßes Forschungsdatenmanagement bereitzustellen;
  • als Verbund neue und vielfältige Anreize für die Aufnahme von Open-Science-Praktiken zu erproben;
  • uns gemeinsam im Einklang mit internationalen Initiativen für Transparenz, Angemessenheit und Fortschrittlichkeit bei der Bewertung von individuellen Forschenden und Forschungsteams einzusetzen;
  • Mitarbeiter*innen aus relevanten wissenschaftsunterstützenden Bereichen für die Bedarfe und Förderung von offener Wissenschaft zu sensibilisieren;
  • Forschungs- und Implementationsprojekte zu den diversen Praktiken offener Wissenschaft zu fördern, die deren Verankerung und Vertiefung im Alltag der Fachdisziplinen reflektieren und unterstützen;
  • uns im Dialog mit der Politik für die Förderung offener Wissenschaft und die Schaffung der hierfür notwendigen finanziellen, organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen einzusetzen.

Ein lebendiges Leitbild

Das Leitbild für Offene Wissenschaft an der Berlin University Alliance versteht sich als lebendiges Dokument. Daher wird die Berlin University Alliance regelmäßig Foren für Forschende, Lehrende, Studierende und Mitarbeitende aus den wissenschaftsunterstützenden Bereichen veranstalten, in denen die Vision, ihre zugrundeliegenden Annahmen und Prinzipien sowie die Mission gemeinsam reflektiert und wo nötig Anpassungen entwickelt und empfohlen werden.


[1] Das Leitbild wurde seit März 2022 in einem konsultativen Prozess mit 100 Teilnehmenden aus den vier Verbundpartnerinnen und der Geschäftsstelle der Berlin University Alliance erarbeitet. Die Beschlussversion wurde von einer Gruppe mit acht Vertreter:innen im April 2023 finalisiert und anschließend dem Executive Board (8.5.2023) und dem Board of Directors der Berlin University Alliance (22.5.2023) zur Annahme vorlegt. Danach wurde das Leitbild in allen Akademischen Senaten und dem Fakultätsrat der Charité diskutiert, ergänzt und verabschiedet (Freie Universität: 15.11.2023, Humboldt-Universität zu Berlin: 19.09.2023, Technische Universität: 15.11.2023 und Charité: 6.11.2023).
[2] https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung (14.3.2023)
[3] https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp/ (14.3.2023)
[4] https://research-and-innovation.ec.europa.eu/strategy/strategy-2020-2024/our-digital-future/open-science_en (14.3.2023)
[5] https://www.unesco.org/en/legal-affairs/recommendation-open-science?hub=66535 (20.4.2023)
[6] Gesetz über die Hochschulen im Land Berlin (BerlHG): §41 Forschungsberichte. URL: https://gesetze.berlin.de/perma?d=jlr-HSchulGBE2011V27P41
[7] Senat von Berlin (2015) Open-Access-Strategie für Berlin. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/refubium-26319 (20.4.2023)
[8] http://www.open-access-berlin.de/strategie/index.html
[9] Ein Leitbild bringt eine Vision zum Ausdruck, knüpft an Vorhandenes an, formuliert grundsätzliche Zielvorstellungen und trägt zur Verständigung über Standards und Ziele zwischen allen Angehörigen der Verbundpartnerinnen bei. Für zukünftige Strategien und Maßnahmen bietet das Leitbild einen Orientierungsrahmen und ein Referenzdokument. Damit teilt das Leitbild für Offene Wissenschaft das Selbstverständnis der Leitbilder Lehre der FU, TU und des im Entstehen begriffenen Leitbilds Lehre der HU (Stand 14.3.2023).
[10] https://viennaprinciples.org/ (14.03.2023)
[11] Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2022. „Open Science als Teil der Wissenschaftskultur. Positionierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft“. Bonn: Deutsche Forschungsgemeinschaft., S. 7. https://zenodo.org/record/7193838.
[12] Kindling, Maxi, Jenny Delasalle, Pamela Finke, Steffi Grimm, und Michaela Voigt. 2022. „Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Einrichtungen des Landes Berlin: Datenauswertung für das Jahr 2020 und Analyse der Entwicklung der Open-Access-Anteile 2016–2020“. https://doi.org/10.14279/depositonce-15778
[13] Das Akronym FAIR steht für Findable, Accessible, Interoperable and Reusable. Vgl. https://www.go-fair.org/fair-principles/ (14.03.2023)
[14] Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2022, S. 7.

Die nächsten Schritte: Vom Leitbild zur konkreten Unterstützung

Im Leitbild werden 9 Missionen festgehalten, mit denen die geteilte Vision in konkreten Themenbereichen realisiert werden soll. Diese Missionen werden bereits in verschiedenen Projekten und Aktivitäten umgesetzt. Nach der Einigung auf ein gemeinsames Leitbild arbeiten wir weiter an gemeinsamen Prioritäten, die derzeit in Expertenkreisen in den Verbundpartnerinnen ermittelt werden. Darüber hinaus planen wir Informationsveranstaltungen zum Leitbild, den nächsten Schritten und zu bestehenden Angeboten für die Anwendung der Prinzipien offener Wissenschaft.

Für Anregungen und Rückmeldungen können Sie uns gerne an core@berlin-university-alliance.de schreiben.