Im Mai 2023 hat das Board of Directors der Berlin University Alliance ein Leitbild für eine Offene Wissenschaft verabschiedet. Das Leitbild ist das Ergebnis ausführlicher Konsultationen im Verbund und wurde von den Akademischen Senaten sowie dem Fakultätsrat der Charité bestätigt.
Anschließend wurde eine Agenda für den Exzellenzverbund und seine Partnerinnen entwickelt, die Prioritäten für die gezielte und gemeinsame Umsetzung des Leitbilds festlegt. Auf dieser Seite finden Sie Informationen zum Leitbild, zur Agenda und zum Konsultationsprozess.
Version 1.4[1] (Stand: 15.11.2023)
Hintergrund
Die Berlin University Alliance hat sich bei ihrer Gründung zur Förderung und Vertiefung von Forschungsqualität und offener Wissenschaft als integralen Bestandteilen exzellenter Forschung bekannt. Damit nutzt der Verbund neue Potenziale, die sich aus der Diversität des Verbundes ergeben, und adressiert zugleich die Frage, wie öffentlich finanzierte Forschung, Lehre und Wissenstransfer transparenter, inklusiver und zugänglicher gestaltet werden können, um gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftlichen Aufgaben gerecht zu werden.
Die Verbundpartnerinnen bauen dafür auf die von ihnen unterzeichnete Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu Wissen[2], den Kodex der DFG zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis[3], auf die Open Science Policy-Entwicklung der Europäischen Kommission[4] und auf den Empfehlungen zu Open Science der UNESCO[5] auf. Maßgeblich sind auch die bereits vorliegenden Open-Access- und Forschungsdatenpolicies sowie Satzungen der Verbundpartnerinnen zu guter wissenschaftlicher Praxis sowie die Vorgaben aus dem Berliner Hochschulgesetz zu offen zugänglichen Forschungsberichten.[6] Nach der erfolgreichen Open-Access-Strategie für Berlin (2015)[7], die von den Verbundpartnerinnen mitgestaltet wurde, setzt sich der Verbund im Berliner Forschungsraum für die Entwicklung und Umsetzung einer Landesinitiative Open Research Berlin[8] ein und möchte mit seinem Leitbild für eine Offene Wissenschaft aktiv zu deren Gelingen beitragen.
Vor diesem Hintergrund gibt sich die Berlin University Alliance folgendes Leitbild[9]:
Unsere Vision
Die Berlin University Alliance verpflichtet sich dem Prinzip einer offenen Wissenschaft. Als einer der führenden Wissenschaftsverbünde in Europa wollen wir die Forschung transparent, kooperativ und nachnutzbar gestalten.
Was bedeutet offene Wissenschaft?
Unter offener Wissenschaft verstehen wir Praktiken, die darauf abzielen, den gesamten Prozess von der Entwicklung von Forschungsideen bis zur Veröffentlichung und Nachnutzung von Forschungsergebnissen entlang den Prinzipien der Inklusion und Kooperation, Transparenz und Zugänglichkeit, Nachnutzbarkeit und Überprüfbarkeit[10] zu gestalten. Diese Prinzipien lassen sich auch auf die Qualitätssicherung von Forschung und die Evaluation von Forschenden anwenden.
Warum offene Wissenschaft?
Wissenschaft steht mit der Verbreitung digitaler Techniken, erhöhten Anforderungen an Qualitätssicherung und sich wandelnden Erwartungen seitens der Gesellschaft vor neuen Herausforderungen, die ihre gesamte Arbeitsweise berühren. Offenheit im Forschungsprozess bietet gemeinsam mit den Potenzialen der Digitalisierung Vorteile für uns Forschende und Forschungseinrichtungen. Sie unterstützt die zeitgemäße Kommunikation in der Wissenschaft, erhöht die Effizienz in der Verbreitung von Ergebnissen durch Zugänglichkeit und trägt zur Qualitätssicherung der Forschung durch Transparenz der Forschungsprozesse und ihrer Reproduzierbarkeit bei.[11] Darüber hinaus fördert eine offene Wissenschaft die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft, die Responsivität auf aktuelle und drängende Probleme, technische und soziale Innovationen und stärkt damit auch das Vertrauen in die Wissenschaft.
Auf Vorhandenem aufbauen
Open Access zu Forschungspublikationen wird bereits in vielen Disziplinen umfassend und erfolgreich praktiziert[12] Die nachhaltige Bereitstellung und Öffnung von Forschungsdaten nach den FAIR-Kriterien[13] etabliert sich zunehmend. Darüber hinaus machen verschiedene Forschende der Verbundpartnerinnen ihre Arbeitsprozesse transparent (Open Methodology), wenden offene Begutachtungsverfahren an (Open Peer Review) und stellen Software und Hardware oder Bildungsressourcen (OER) unter offenen Lizenzen bereit. Inklusive und kooperative Ansätze einer offenen Wissenschaft, wie etwa Citizen Science, Patient*innenbeteiligung, transdisziplinäre Ansätze oder Open Innovation, werden bei den Verbundpartnerinnen praktiziert und unterstützt. Auf diesen Entwicklungen gilt es im Verbund aufzubauen und sie zugunsten eines offenen Berliner Forschungsraum zu fördern und zu vertiefen.
Verantwortungsbewusste Offenheit
Wissenschaft so offen wie möglich zu gestalten ist mit Risiken und Grenzen verbunden. Als Verbund sind wir uns der großen Verantwortung bewusst, die mit der Forderung nach mehr Offenheit im Forschungsprozess einhergeht. In der Umsetzung achten wir daher auf die spezifischen Bedarfe, ethischen, infrastrukturellen und rechtlichen Anforderungen, die sich aus der wissenschaftlichen Kommunikation, den Datenformaten und Arbeits- und Verwertungsweisen der verschiedenen Fachdisziplinen ergeben.[14]
Unsere Mission
Um das Ziel einer offenen Wissenschaft im Berliner Forschungsraum umzusetzen, ist es unsere Mission
Ein lebendiges Leitbild
Das Leitbild für Offene Wissenschaft an der Berlin University Alliance versteht sich als lebendiges Dokument. Daher wird die Berlin University Alliance regelmäßig Foren für Forschende, Lehrende, Studierende und Mitarbeitende aus den wissenschaftsunterstützenden Bereichen veranstalten, in denen die Vision, ihre zugrundeliegenden Annahmen und Prinzipien sowie die Mission gemeinsam reflektiert und wo nötig Anpassungen entwickelt und empfohlen werden.
[1] Das Leitbild wurde seit März 2022 in einem konsultativen Prozess mit 100 Teilnehmenden aus den vier Verbundpartnerinnen und der Geschäftsstelle der Berlin University Alliance erarbeitet. Die Beschlussversion wurde von einer Gruppe mit acht Vertreter:innen im April 2023 finalisiert und anschließend dem Executive Board (8.5.2023) und dem Board of Directors der Berlin University Alliance (22.5.2023) zur Annahme vorlegt. Danach wurde das Leitbild in allen Akademischen Senaten und dem Fakultätsrat der Charité diskutiert, ergänzt und verabschiedet (Freie Universität: 15.11.2023, Humboldt-Universität zu Berlin: 19.09.2023, Technische Universität: 15.11.2023 und Charité: 6.11.2023).
[2] https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung (14.3.2023)
[3] https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp/ (14.3.2023)
[4] https://research-and-innovation.ec.europa.eu/strategy/strategy-2020-2024/our-digital-future/open-science_en (14.3.2023)
[5] https://www.unesco.org/en/legal-affairs/recommendation-open-science?hub=66535 (20.4.2023)
[6] Gesetz über die Hochschulen im Land Berlin (BerlHG): §41 Forschungsberichte. URL: https://gesetze.berlin.de/perma?d=jlr-HSchulGBE2011V27P41
[7] Senat von Berlin (2015) Open-Access-Strategie für Berlin. DOI: http://dx.doi.org/10.17169/refubium-26319 (20.4.2023)
[8] http://www.open-access-berlin.de/strategie/index.html
[9] Ein Leitbild bringt eine Vision zum Ausdruck, knüpft an Vorhandenes an, formuliert grundsätzliche Zielvorstellungen und trägt zur Verständigung über Standards und Ziele zwischen allen Angehörigen der Verbundpartnerinnen bei. Für zukünftige Strategien und Maßnahmen bietet das Leitbild einen Orientierungsrahmen und ein Referenzdokument. Damit teilt das Leitbild für Offene Wissenschaft das Selbstverständnis der Leitbilder Lehre der FU, TU und des im Entstehen begriffenen Leitbilds Lehre der HU (Stand 14.3.2023).
[10] https://viennaprinciples.org/ (14.03.2023)
[11] Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2022. „Open Science als Teil der Wissenschaftskultur. Positionierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft“. Bonn: Deutsche Forschungsgemeinschaft., S. 7. https://zenodo.org/record/7193838.
[12] Kindling, Maxi, Jenny Delasalle, Pamela Finke, Steffi Grimm, und Michaela Voigt. 2022. „Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Einrichtungen des Landes Berlin: Datenauswertung für das Jahr 2020 und Analyse der Entwicklung der Open-Access-Anteile 2016–2020“. https://doi.org/10.14279/depositonce-15778
[13] Das Akronym FAIR steht für Findable, Accessible, Interoperable and Reusable. Vgl. https://www.go-fair.org/fair-principles/ (14.03.2023)
[14] Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2022, S. 7.
Mit dem Ziel, eine OpenX-Strategie zu entwickeln, die durch eine breite Mehrheit getragen wird, werden möglichst viele Expert*innen und Nutzer*innen im Prozess einbezogen. Daher wurde die Entwicklung der OpenX-Strategie als zweistufiger Konsultationsprozess mit Expert*innen und Anwender*innen organisiert, der im ersten Halbjahr 2022 begann.
Im ersten Schritt wurden Fokusgruppendiskussionen zu verschiedenen Themen durchgeführt. Aufgabe war es, ein gemeinsames Verständnis über Anforderungen an die Strategie zu entwickeln und erste Leitlinien herauszuarbeiten. Zu folgenden Fokusgruppen haben wir unserem Verständnis von Open Science als Vertreter*innen der Verbundpartnerinnen eingeladen:
In einem zweiten Schritt folgte eine Strategiekonferenz im Open-Space-Format am 8. Juli 2022, auf dem die Ergebnisse der Fokusgruppen, Vorarbeiten und die Kommentare diskutiert und in einem Textentwurf zusammengeführt werden. Der eintägige Open Space-Tag fand am 8.7.2022 von 9 bis 18 Uhr im Umweltforum Berlin-Friedrichshain statt.
Ein wichtiges Resultat der Konsultationen ist ein Leitbild für Offene Wissenschaft an der Berlin University Alliance. Es ist aus den ersten Entwürfen, Kommentierungen der Beteiligten und aus den Diskussionen mit den Leitungsgremien hervorgegangen. Das Leitbild wurde vom Board of Directors am 22.5.2023 beschlossen und bis zum 15.11.2023 auch von den Akademischen Senaten der Verbunduniversitäten und dem Fakultätsrat der Charité angenommen.
Im Leitbild werden neun Missionen festgehalten, mit denen die geteilte Vision in konkreten Themenbereichen realisiert werden soll. Diese Missionen werden bereits in verschiedenen Projekten und Aktivitäten umgesetzt. Nach der Einigung auf ein gemeinsames Leitbild arbeiten wir weiter an gemeinsamen Prioritäten, die in Expertenkreisen in den Verbundpartnerinnen. Die Vorstellung des Leitbilds in über 20 Fakultäträten der Allianz hat zudem wertvolle Impulse für die Expertenkreise ergeben. Die Priorisierungsagenda wurde am Juli 2025 vom Board of Directors der Berlin University Alliance verabschiedet. Zum vollständigen Text.