Folk Dance and AI: Rethinking Traditions
Eine performative Begegnung anlässlich des Berlin Oxford Symposiums 2025
27.10.2025
Die Choreographin Irina Demina tanzt zusammen mit den Teilnehmer*innen des Workshops
Bildquelle: Ian Wallman
Ein partizipatives Tanzerlebnis als ‚pathway to societal impact’ konnten Menschen aus Oxford im Begleitprogramm zum Berlin Oxford Symposium am 30. September 2025 durch den Beitrag der Berliner Choreografin Irina Demina erleben und reflektieren. Die anlässlich des Symposiums diskutierten Fragen zu „Innovation, AI and the Arts“ wurden am Abend ganz unmittelbar physisch erfahrbar. Die Veranstaltung ging aus einer strategischen Partnerschaft zwischen TORCH (The Oxford Research Centre in the Humanities) und dem Kompetenzfeld für Wissensaustausch mit der Gesellschaft an der Humboldt-Universität hervor. Gastgeber des Abends war DANSOX, eine Organisation unter der Leitung von Emeritus Professor Sue Jones, die seit vielen Jahren an der Universität Oxford akademische (Tanz-)Forschung und künstlerische Praxis in einen Dialog bringt.
Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen und vor allem interessierte Bürger:innen kamen am Abend im am Fluss Cherwell gelegenen Pavilion des St Hilda’s College zusammen, um einen performativen Vortrag zu “Folk Dance and AI” von Irina Demina zu hören und sich selbst aktiv einzubringen. Das geschah nicht nur über Gesprächsbeiträge, sondern vor allem auch durch eine kurze, zunächst dargestellte Tanzsequenz, die später auch gemeinsam erlernt wurde. Das Publikum wurde um eine Einschätzung gebeten: Wer hat diese Tanzsequenz kreiert, war sie choreografiert oder ist sie spontan im Moment entstanden (improvisiert)? Und wenn sie kreiert wurde, von wem? Hat eine Maschine auch das Potenzial zu choreografieren, und wenn ja, wie treten künstliche und menschliche Intelligenz in ein Tanzgespräch?
Die Choreografin Irina Demina stellte ihre Zusammenarbeit mit Dr. Dávid Samu (Computer Science) vor, um einen speziell für ihr Projekt entwickelten maschinellen Lernalgorithmus zu trainieren und so eine*n „Maschinenchoreograf*in“ zu schaffen. Mithilfe von Motion-Capture-Technologie wurden 26 Clips verschiedener Volkstanztraditionen aufgenommen, um das Modell mit Bewegungsmaterial zu füttern. Die daraus entstandene hybride KI-Choreografie wurde anschließend von der Tänzerin Schritt für Schritt gelernt – eine Rückübertragung maschinell erzeugter Bewegung in den menschlichen Körper. Im Zentrum stand die Frage, wie Volkstänze im Zeitalter hybrider und komplexer Identitäten neu gedacht werden können und ob KI uns dabei unterstützen kann, diese überlieferten körperlichen Praktiken neu zu erfinden und weiterzuentwickeln.
Das Publikum in Oxford hatte die Möglichkeit, die von Mensch und Maschine entwickelte Choreografie mit dem eigenen Körper nachzuvollziehen und kritische Fragen zu stellen, z.B. dazu wie mit dem spezifischen Kontext dieser kulturell codierten Volkstänze und kulturellem Erbe umgegangen wird in der Übertragung an eine KI und ethische Fragen, die damit zusammenhängen.
Irina Demina ist die Gründerin des “SCARBOD Lab” (science-art-body) - eine experimentelle Plattform für körperbasierte Formate an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Sie ist derzeit Artist in Residence am Zentrum für Kulturtechnik (Humboldt-Universität) und arbeitet mit Forschenden aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen, von MINT- Spitzenforschung bis zur Grundschuldidaktik, um Wissensproduktion für unterschiedliche Zielgruppen zu öffnen und erfahrbar zu machen. Sie wird dabei vom Team für Wissensaustausch mit der Gesellschaft begleitet, die transdisziplinäre und partizipative Forschung und Lehre an der Universität fördern und unterstützen.
Weitere Informationen
Leonie Kubigsteltig ist Beauftragte im Kompetenzfeld Wissensaustausch mit der Gesellschaft am Zentrum für Kulturtechnik (Humboldt-Universität zu Berlin).
















