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Das Einstein BUA | Oxford Visiting Fellowship: Ein Praxisbeispiel für gelungene Zusammenarbeit

Karen Leeder

Karen Leeder
Bildquelle: André Wirsig

Ein Vorteil der strategischen Partnerschaften der Berlin University Alliance ist die Vernetzung unter Forschenden und die gemeinsame Nutzung zweier Forschungsökosysteme. So ermöglicht etwa die Oxford-Berlin-Wissenschaftskooperation durch vielseitige Programme einen Austausch zwischen den Forschungsstandorten Oxford und Berlin. Eines dieser Programme ist etwa das Einstein BUA/Oxford Visiting Fellowship, was gemeinsam mit der Einstein Stiftung Berlin ins Leben gerufen wurde. 

Karen Leeder ist Professorin am Schwarz-Taylor Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur in Oxford und beschäftigt sich intensiv mit zeitgenössischer deutscher Literatur und Poesie. 2023 kam Leeder als Einstein BUA | Oxford Visiting Fellow nach Berlin, wo sie für insgesamt drei Jahre an der Freien Universität forscht. Das Fellowship-Programm hat die Berlin University Alliance (BUA) gemeinsam mit der Einstein Stiftung Berlin (ESB) ins Leben gerufen, um Spitzenwissenschaftler*innen der University of Oxford längerfristig in die Berliner Forschungslandschaft einzubinden und damit die Oxford-Berlin Wissenschaftskooperation zu stärken. „Es schien mir eine fantastische Gelegenheit, eine längere Zeit in Berlin verbringen und wirklich Teil der akademischen und literarischen Landschaft Berlins zu werden“, erinnert sich Leeder. 

Als Visiting Fellow leitet Leeder das Projekt „AfterWords“, welches im Rahmen des Berliner Exzellenzclusters „Temporal Communities“ noch bis Ende 2025 gefördert wird. „In ‚AfterWords‘ beschäftigen wir uns mit dem Konzept der Afterness, was auf Deutsch in etwa ‚Nachträglichkeit‘ oder „Nachheit“ bedeutet. Es beschreibt in der Literaturwissenschaft das Gefühl, danach zu kommen und im Schatten des Vorangegangenen zu stehen“, erklärt die Literaturwissenschaftlerin. Im Kern entwerfen die Forscher*innen, ausgehend von den Konzepten Zeitlichkeit, Verspätung und Afterness, einen neuen theoretischen Ansatz zur deutschsprachigen Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts.

Ein Meilenstein von „AfterWords“, so Leeder, war ein experimentelles Seminar im zweiten Jahr, das parallel in Oxford und in Berlin stattfand und sich mit deutschsprachiger Gegenwartslyrik auseinandersetzte. „Zum Abschluss veranstalteten wir eine Konferenz im New College der University of Oxford, mit vielen großartigen Kurzvorträgen zu den Themen Nachleben, Nachträglichkeit und Afterness, wo sich die Studierenden und Doktorand*innen aus Berlin und Oxford vor Ort austauschen und vernetzen konnten. Das Seminar sowie die Abschlusskonferenz waren ein großer Erfolg“, erzählt sie.

Ein besonderes Highlight der letzten zweieinhalb Förderjahre waren für Leeder die vielen verschiedenen außeruniversitären Veranstaltungen, die sie und ihr Team im Rahmen des Projekts organisiert haben. Ihr war wichtig, mit ihrer Forschung aus dem rein akademischen Raum herauszutreten und einen Bezug zum kreativen Leben Berlins herzustellen. „AfterWords ist eine Partnerschaft zwischen der Wissenschaft und der kreativen Szene“, betont sie. „Dahingehend habe ich wirklich sehr viel Freiraum vom Fellowship-Programm bekommen.“

Zu den Events wurden auch zahlreiche internationale renommierte Schriftsteller geladen – darunter einige, deren Werke Leeder in der Vergangenheit ins Englische übersetzt hatte. Ihre Arbeiten sind preisgekrönt, erst im Juni 2025 wurde sie für ihre Übersetzung von Durs Grünbeins „Psyche Running“ mit dem höchstdotierten Lyrikpreis der Welt, dem Griffin Poetry Preis ausgezeichnet.  

Aktuell schreibt Leeder intensiv an einem neuen Buch. „Ich denke, es wird eine Sammlung von Essays rund um das Konzept der Afterness – mit Referenzen zu deutscher Lyrik, aber aus vielen unterschiedlichen Perspektiven“, erzählt sie. Es wird das Endprodukt des Projekts, welches sich bereits in der Abschlussphase befindet. Für Leeder wird „AfterWords“ damit jedoch noch längst nicht abgeschlossen sein, sagt sie. „Ich plane bereits zwei Bücher über das englische Vermächtnis von Rainer Maria Rilke, was im Grunde auch ein ‚AfterWords‘-Buch wird. Das Konzept wird mich also noch weiter begleiten.“