ON WATER | PARCOURS zum Thema „What if the Ocean Were a City?“ am 3. und 4. Mai
Eine multiperspektivische Reise auf der Spree
News vom 09.05.2025
Ausstellungsauftakt
Am Samstag, den 3. Mai, fand der Auftakt des zweitägigen ON WATER | PARCOURS unter dem Titel „What if the Ocean Were a City?“ im re:future lab in Oberschöneweide statt. In Vorträgen, Gesprächen und Installationen wurden erste Impulse zur Frage gesetzt, wie aquatische Zukünfte und urbane Räume neu gedacht werden können. Dabei diente das Werk „Syntopolis“ – ein Prototyp für ein künstliches Riff der Designforscherin Rasa Weber – als Ausgangspunkt für die Diskussionen. Besucher*innen konnten das Riff aus nächster Nähe betrachten, sich mit Expert*innen austauschen und über die Schnittstellen von Design, Ökologie und Stadtentwicklung in geführten Touren und einem Workshop mit der Designerin ins Gespräch kommen.
ON WATER auf der Spree
Am Sonntag, den 4. Mai, wurde die Spree selbst zum Denkraum: Zum ersten Mal verlagerte sich der ON WATER | PARCOURS buchstäblich aufs Wasser – an Bord eines solarbetriebenen Seminarboots, das zur schwimmenden Forschungsstation für aquatische Zukünfte wurde. Zu dieser multiperspektivischen Reise auf der Spree lud die Berlin University Alliance gemeinsam mit dem re:future lab und dem Exzellenzcluster Matters of Activity zu einem besonderen Tag des Mitdenkens und Mitgestaltens auf Berlins größter Wasserstraße ein.
Design trifft Wissenschaft
Die Reise begann am Vormittag mit einer Bootsfahrt vom Historischen Hafen in Berlin-Mitte zum Kaisersteg in Oberschöneweide. Auf dem Weg dorthin wurden erste Visionen für urbane Wasserlandschaften der Zukunft entwickelt. "Wir haben den Mars besser erforscht als die Unterwasserwelten auf der Erde", gab die Kuratorin und Gründerin des re:future lab, Madeleine Schwinge, zum Einstieg in das Programm zu bedenken. Der Ausgangspunkt der Diskussion an Bord rund um “Symbiotic Waterscapes: Discussing from an immersive design and science perspective” bot das Projekt Syntopolis – ein von Rasa Weber entwickeltes künstliches Riff, das in der Spree verankert wurde. In ihrer Keynote zeigte die Designforscherin und Taucherin, wie Design neue Formen des Zusammenlebens zwischen Mensch und aquatischem Leben initiieren kann. In der anschließenden Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Robert Arlinghaus (HU Berlin & IGB) und Laurin Kilbert (Symbiotic Spaces) wurde deutlich: Zukunftsgestaltung braucht einen Perspektivwechsel – und Design kann eine Brücke zwischen Wissenschaft, Natur und Gesellschaft schlagen. Eine Live-Unterwasserübertragung aus dem künstlichen Riff, das aus natürlichen Materialien geformt wurde, bot den Teilnehmer*innen zudem seltene Einblicke in die Lebenswelt unter der Wasseroberfläche.
Zukunft entwerfen im Workshop „LET’S GET AQUATIC“
Während der Liegezeit wurde das Seminarboot zum schwimmenden Zukunftslabor. Im Workshop „LET’S GET AQUATIC – A Floating Future Design Lab“ entwickelten die Teilnehmer*innen gemeinsam Szenarien für ein blau-grünes Berlin im Jahr 2050. Nach einem einführenden Impuls von Madeleine Schwinge luden die Workshop-Leitenden Randi Köster und Marcel Moos dazu ein, aus heutiger urbaner Rest- und Problemstruktur visionäre Lebensräume zu gestalten.
Mithilfe historischer und zukünftiger Karten Berlins aus den Jahren 1920, 2025 und 2050 konnten die Teilnehmenden Stadtentwicklung als zeitlichen und gestalterischen Prozess erleben. Alle drei Zeitebenen wurden gemeinsam bearbeitet, um zu zeigen, wie Räume sich verändern – und wie diese Veränderungen aktiv mitgestaltet werden können. Ein Perspektivwechsel vom Menschen zum Fisch auf dem Oberdeck erweiterte die Reflexion um eine ökologische Dimension und sensibilisierte für das Miteinander von Mensch und aquatischem Leben. Ergänzend bot sich den Teilnehmer*innen die Gelegenheit, das ehemalige Industriegelände rund um den Kaisersteg zu erkunden und die Ausstellung des re:future labs zu besuchen.
Wirtschaft trifft Wasser
Am späten Nachmittag ging es zurück nach Berlin-Mitte. Die Rückfahrt wurde begleitet von einem Gespräch zur Rolle unternehmerischen Handelns in der Wasserstadt der Zukunft. Unter dem Titel „Blue-green Cityscapes – Discussing from an entrepreneurial perspective“ moderierte Prof. Dr. Heike Hölzner (HTW Berlin) ein Gespräch mit Madeleine Schwinge (re:future lab), Rhea Rennert (regenmodule) und Benjamin Herzog (Solaga). Die Diskussion machte deutlich, dass Gründer*innen vor allem Mut, Durchhaltevermögen und Resilienz brauchen – nicht unbedingt eine perfekte Vorbereitung oder ein wirtschaftliches Studium. Wichtig sei es, ins Handeln zu kommen und neue Wege auszuprobieren. Gemeinsam wurde diskutiert, wie Geschäftsmodelle mit ökologischer Verantwortung verbunden werden können – von dezentralen Regenauffangsystemen bis zu luftreinigenden Fassaden aus Algen.
Ein gemeinsamer Abschluss
Mit vielfältigen Eindrücken, Gesprächen und Ideen endete der Tag wieder an der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte. Der ON WATER | PARCOURS am 4. Mai hat gezeigt, welches Potential sich auftut, wenn man urbane Zukünfte aus einer blau-grünen Perspektive heraus gestaltet. Interdisziplinäre Perspektiven zusammenzubringen ist der Schlüssel, um konkrete, nachhaltige und lebenswerte Zukunftsbilder für urbane Räume zu entwerfen.