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Brandenburg als Sorgenkind

Wieso ist Brandenburg besonders stark vom Wassermangel betroffen, fragte Mads Pankow Irina Engelhardt. Die Region habe vergleichsweise geringe Niederschlagsmengen, antwortete sie, ein trockenes, kontinentales Klima, hohe Sommertemperaturen – und durch die ganzjährig grünen Nadelwälder eine hohe Verdunstung. Außerdem sei Brandenburg eine flache Region, die sich nicht für den Bau von Talsperren eignet. Das Land sei stark von natürlichen Seen und Flüssen abhängig, die jedoch aufgrund von Trockenheit und unzureichenden Niederschlägen immer wieder mit Wassermangel zu kämpfen haben. Die Folge: Wasser ist hier ein strukturell knappes Gut.

Wasser, Gesellschaft und Kultur

Anna-Lisa Dieter richtete den Blick auf die sozialen und kulturellen Dimensionen der Wasserfrage. Sie sprach über das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Aktivismus – ein Thema, das auch in der kommenden Ausstellung „On Water. WasserWissen in Berlin“ im Humboldt Forum eine zentrale Rolle spielen wird.

Ein interdisziplinäres Team arbeite derzeit daran, der Spree als Fluss eigene Rechte und eine rechtliche Würde zu verleihen – analog zur Diskussion um Flussrechte in anderen Teilen der Welt. Jurist*innen untersuchen, wie der Erhalt des Lebensraums Spree rechtlich einklagbar und vor Gericht vertreten werden könnte.

Was tut die Stadt Berlin?

Frauke Bathe schilderte die aktuelle Strategie der Berliner Verwaltung: Der Fokus liege momentan auf Kommunikation, auch über die Berliner Wasserbetriebe – weniger auf ordnungsrechtlichen Vorgaben.

Irina Engelhardt ergänzte, dass gesetzliche Rahmenbedingungen wie das Wasserhaushaltsgesetz es schwierig machten, Wasserentnahmen zu verbieten. Eine steuernde Preisgestaltung hingegen sei rechtlich möglich – und in anderen Ländern längst üblich.

Dass das Thema Wasser auf großes Interesse stößt, zeigte die rege Beteiligung des Publikums. Eine der Fragen lautete: Wie viel Wasser verbraucht eigentlich die Landwirtschaft? Laut Engelhardt ist das sehr unterschiedlich: In Nordbrandenburg liegt der Anteil am Wasserverbrauch bei 20 %, in Südbrandenburg nur bei 2,5 %. Mit dem Ziel, die regionale Landwirtschaft auszubauen, werde dieser Bedarf jedoch deutlich steigen.

Ein weiteres Thema: Warum wird Regenwasser – z. B. von Dächern – nicht stärker genutzt?
Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung sei komplex, so Bathe. Bei privaten Immobilien habe die Stadt keinen direkten Zugriff. Über die Regenwasseragentur werde das Thema aber aktiv angegangen.

Welche Lösungansätze gibt es?

Mit dem „Masterplan Wasser“ hat die Stadt Berlin eine umfassende Strategie vorgelegt, um auf zukünftige Herausforderungen zu reagieren. Der Plan enthält 32 Maßnahmen, darunter:
– die Aufrüstung von Kläranlagen
– bessere Regenwasserbewirtschaftung
– Entsiegelung von Flächen
– und die Begrenzung von Wasserentnahmen

Es handele sich um sogenannte „No-Regret-Maßnahmen“, erklärte Bathe – also Schritte, die unabhängig von der weiteren Entwicklung der Lage sinnvoll und wirksam sind.

Auch die Forschung liefert konkrete Ansätze: Irina Engelhardt stellte das Prinzip der künstlichen Grundwasseranreicherung vor. Dabei wird Starkregenwasser gezielt versickert, um den Grundwasserspiegel aufzufüllen – mit dem Ziel, es flussabwärts wieder nutzen zu können. Eine effektive und vergleichsweise gut akzeptierte Maßnahme, so Engelhardt.

Ein komplexes Thema, das Zusammenarbeit braucht

Die Diskussion zeigte, wie komplex die Zukunft der Wasserversorgung ist – und wie viele gesellschaftliche, politische und technische Aspekte zusammenspielen.

„Wasser für alle?“ war nicht nur der Titel des Abends – sondern auch eine Einladung, gemeinsam über Verantwortung, Handlungsspielräume und Zukunftslösungen nachzudenken.

Zu einem Interview mit Irina Engelhardt, die beim BUA-Ideenwettbewerb "Kunst trifft Wisenschaft" ausgezeichnet wurde.

"Klima und Wasser" ist eine der fünf Grand Challenges der Berlin University Alliance. Erfahre hier mehr!