DAS OFFENE WISSENSLABOR bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2025
Am 28. Juni präsentierte sich DAS OFFENE WISSENSLABOR in seiner ganzen Vielfalt. Zur Langen Nacht der Wissenschaften öffneten rund 50 Berliner Wissenschaftseinrichtungen ihre Tore und machten Forschung für alle erlebbar. Über 36.000 Besucher*innen nutzten die Gelegenheit - mit dabei: die Berlin University Alliance mit einem abwechslungsreichen Programm im Ehrenhof der Humboldt-Universität.
Austausch über die großen Fragen unserer Zeit
Auf der BUA-Tribüne vor dem Hauptgebäude der HU Berlin kamen Besucher*innen direkt mit Wissenschaftler*innen ins Gespräch. In drei Programmpunkten drehte sich alles um die Frage, wie Forschung zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen kann:
- Den Auftakt bildete eine Sonderausgabe der Salonreihe BUA Open Space zum Thema Wasser.
- Danach präsentierten die Gewinner*innen des Ideenwettbewerbs „Kunst trifft Wissenschaft“ ihre Projekte – begleitet von einer Ausstellung der künstlerischen Interpretation ihrer Forschung.
- Den Abschluss bildeten kompakte Pitches von drei Berliner Exzellenzclustern, die Einblicke in ihre Spitzenforschung gaben.
Für die richtige Atmosphäre sorgten Popcorn, BUA-Kaffee von The Barn und viele anregende Gespräche.
Magazinpremiere: "beyond"
Zum ersten Mal vorgestellt wurde das neue Magazin der Berlin University Alliance: beyond. In Kooperation mit dem Tagesspiegel entstanden, steht der Titel für Forschung, die Grenzen überschreitet – fachlich, institutionell und sektoral.
"Wasser für alle?" – eine Sonderausgabe der BUA Open Space-Reihe
Wasser kommt bei uns ganz selbstverständlich aus dem Hahn – doch wie lange noch? Auch in Berlin und Umgebung wird die Ressource knapper: Weniger Regen, sinkende Grundwasserspiegel und ein wachsender Bedarf durch Bevölkerung, Industrie und Landwirtschaft bringen das System unter Druck.
Im BUA OPEN SPACE zur Langen Nacht der Wissenschaften luden wir unser Publikum ein, gemeinsam mit Forschenden und Akteurinnen aus Politik und Kultur über die Wasserzukunft Berlins zu sprechen.
Wer war dabei?
Auf dem Podium saßen: Prof. Dr. Irina Engelhardt, Hydrogeologin an der TU Berlin, Frauke Bathe, Referatsleiterin für Wasserwirtschaft und Geologie bei der Berliner Senatsverwaltung und Dr. Anna-Lisa Dieter, Kuratorin am Humboldt Labor. Moderiert wurde die Diskussion von Mads Pankow.
Brandenburg als Sorgenkind
Gleich zu Beginn machte Irina Engelhardt deutlich: Brandenburg ist besonders stark betroffen. Die Region hat vergleichsweise geringe Niederschlagsmengen, ein trockenes, kontinentales Klima, hohe Sommertemperaturen – und durch die ganzjährig grünen Nadelwälder eine hohe Verdunstung. Die Folge: Wasser ist hier ein strukturell knappes Gut.
Wasser, Gesellschaft und Kultur
Dr. Anna-Lisa Dieter lenkte den Blick auf die sozialen und kulturellen Dimensionen der Wasserfrage. Sie sprach über das Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und Aktivismus – ein Thema, das auch in der kommenden Ausstellung „on water. WasserWissen in Berlin“ eine Rolle spielt, die im Oktober im Humboldt Forum eröffnet wird.
Was tut die Stadt Berlin?
Frauke Bathe schilderte die aktuelle Strategie der Berliner Verwaltung: Der Fokus liegt derzeit auf Kommunikation, nicht auf Regulierungen. Doch der öffentliche Druck wächst – das zeigte auch die rege Beteiligung aus dem Publikum.
Ein ausführlicher Rückblick mit Stimmen aus der Diskussion folgt in Kürze.
Kunst trifft Wissenschaft
Was ist deine Idee für die großen Transformationen unserer Zeit? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Ideenwettbewerbs „Kunst trifft Wissenschaft“ der Berlin University Alliance – und zur Langen Nacht der Wissenschaften wurde sie beantwortet: In einer Ausstellung und einem Talk präsentierten die Gewinner*innen des Wettbewerbs ihre Projekte und ihre künstlerische Interpretation.
Das Unsichtbare sichtbar machen
Zum Einstieg erläuterte Claudio Rimmele, Gründer der Agentur Observism und Kreativdirektor der Kampagne DAS OFFENE WISSENSLABOR, das visuelle Konzept der Kampagne. Durch die Platzierung von übergroßen Forschungsobjekten in der Stadt solle die Aufmerksamkeit auf die Wissenschaft gelenkt werden. Außerdem gab er Einblicke in die intensive Zusammenarbeit mit den Künstler*innen NAOWAO, Liam Schnell, Robin Lochmann und Hannelore Braisch, die im Laufe der Kampagne wissenschaftliche Ideen in 3D-Kunstwerke übersetzten – sichtbar im Stadtraum, online und nun auch bei der LNDW.
Die Projekte im Überblick
Fünf Gewinnerprojekte aus den Kategorien gesellschaftlicher Zusammenhalt, globale Gesundheit, Klima & Wasser, Quantentechnologien sowie Innovation & Transfer zeigten die Vielfalt aktueller Forschung in Berlin – und wie künstlerische Perspektiven neue Zugänge schaffen können.
- Tiziana Guerra (Innovation & Transfer) stellte ihre „Zeigerpflanzen“ vor: gentechnisch veränderte Pflanzen, die bei Pilzbefall zu leuchten beginnen – ein Frühwarnsystem für Gewächshäuser. Besonders gefallen habe ihr am Wettbewerb, dass sie ihre Forschung einmal jenseits wissenschaftlicher Genauigkeit präsentieren konnte.
- Marco Stucki (Quantentechnologien) wurde von seinem Kollegen Maarten van der Hoeven vertreten, der ein Modell der sogenannten „Sawfish Cavity“ mitbrachte. Er erklärte, wie in ihrer Forschung Diamantstrukturen zur Erzeugung, Manipulation und Weiterleitung von Qubits genutzt werden.
- Nico Marquardt (Global Health) sprach über seine Arbeit zur Senkung der Müttersterblichkeit – ein zentrales Ziel der Vereinten Nationen. Er betonte, wie wichtig es sei, bestehende KI-Systeme in konkrete Anwendungen zu bringen. Politische Entscheidungen, wie der Rückzug der USA aus der WHO, würden die Zielerreichung spürbar erschweren.
- Silvan Hornstein (Social Cohesion) entwickelt eine App gegen Einsamkeit bei jungen Menschen. Er hob hervor, dass psychische Belastungen weit verbreitet sind – jede zweite Person erlebt sie im Laufe ihres Lebens. Weil Einsamkeit jedoch keine anerkannte Diagnose ist, bleibt vielen der Zugang zu Unterstützung verwehrt, weswegen Angebote wie seine App philia.health so wichtig seien.
- Irina Engelhardt (Klima & Wasser), die bereits am Open Space beteiligt war, ist Koordinatorin des Projekts SpreeWasser:N, das Strategien für eine nachhaltige Wassernutzung in Berlin und Brandenburg entwickelt. Ziel ist es, Werkzeuge und konkrete Lösungen für eine gerechte und zukunftsfähige Verteilung der Ressource Wasser bereitzustellen.
Der Talk zeigte: Wenn Wissenschaft offen kommuniziert und mit Kunst in Dialog tritt, entsteht Raum für neue Perspektiven – und für Menschen, die sonst vielleicht keinen Zugang zur Forschung finden.
Was macht eigentlich ein Exzellenzcluster?
Zum Abschluss des Abends gaben drei Forschende aus den Berliner Exzellenzclustern NeuroCure, MATH+ und dem Center for Chiral Electronics Einblicke in ihre aktuelle Forschung – und zeigten, wie verständlich und lebendig Wissenschaftsvermittlung sein kann.
Forschung zum Anfassen
In kurzen Vorträgen erklärten die Wissenschaftler*innen, woran sie arbeiten – und warum ihre Themen gesellschaftlich hoch relevant sind: Es ging um die Kommunikation von Gehirnzellen, die Bedeutung mathematischer Modellierungen für das Verständnis von Meinungsbildungsprozessen und neue Wege zu energieeffizienter Elektronik.
Dr. med. Yangfan Peng (NeuroCure, Charité) zeigte mit einem interaktiven Experiment, wie Nervenzellen miteinander kommunizieren – und ließ dazu mehrere Personen im Publikum mithilfe von Schnüren den Informationsfluss im Gehirn nachstellen. Bei NeuroCure forscht er an lebenden Gehirnzellen untersucht er solche Prozesse unter dem Mikroskop.
Prof. Dr. Piet Brouwer (Center for Chiral Electronics, FU Berlin) sprach über den steigenden Energieverbrauch durch digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz – und darüber, wie das physikalische Prinzip der Chiralität helfen kann, elektronische Bauteile deutlich energieeffizienter zu machen. Dass Chiralität gar nicht so kompliziert ist, bewies er mit einem einfachen Beispiel: unseren linken und rechten Händen.
Prof. Dr. Andrea Walther (Sprecherin MATH+, HU Berlin) berichtete von der Arbeit ihres Clusters, der sich auf anwendungsorientierte Mathematik spezialisiert. Sie erklärte, wie Mathematik dabei hilft, komplexe gesellschaftliche Fragen zu untersuchen – zum Beispiel: Wie entsteht Meinung? Und wie verbreitet sie sich? Mit einem "Stille-Post-Experiment" machte sie erfahrbar, wie Information von Person zu Person getragen wird.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmenden und dem Publikum! Wir sehen uns in 2026.