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Berlin als Standort grüner Chemie

Wissenschaftssenatorin Dr. Ina Czyborra im Gespräch mit Forschenden des Exzellenzclusters UniSysCat, Copyright: Antonia Aalders / UniSysCat

Wissenschaftssenatorin Dr. Ina Czyborra im Gespräch mit Forschenden des Exzellenzclusters UniSysCat, Copyright: Antonia Aalders / UniSysCat

Einer ihrer Besuche führte die Wissenschaftssenatorin Anfang Oktober ins „BasCat“ – dem Joint Lab des Exzellenzclusters Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat) und des Industriepartners BASF. Unter hochmodernen und praxisnahen Bedingungen werden hier energieeffiziente katalytische Technologien, nachhaltige Wertschöpfungsketten und datengestützte und innovative Verfahren der Katalyseforschung bearbeitet. 

Prof. Arne Thomas ist Sprecher von UniSysCat und sagt: „Berlin wird ein künftiger Standort für grüne Chemie werden.“ Die Ideen dafür entstehen aus der Grundlagenforschung des Clusters, in dem Forschende aus der Chemie, der Biologie, den Ingenieurswissenschaften und der Physik zusammen an den großen globalen Herausforderungen der Chemiebranche arbeiten. Diese muss künftig auf nachhaltigen Füßen stehen und ohne fossile Rohstoffe und Energie auskommen. Dafür sind neue Produktionswege und Verfahren notwendig, die die Forschenden gemeinsam entwickeln und dabei vor allem auf Katalyse setzen.

Cluster setzen Impulse für Startups

Der Weg von der Idee zur Anwendung und schließlich zur Unternehmensgründung kann gerade in der Chemie sehr schwierig sein, weiß Arne Thomas: „Das notwendige Equipment wie Mikroskope und andere Messgeräte oder Laborausstattung ist sehr teuer.“ Mit der „Chemical Invention Factory“ entsteht aus dem Exzellenzcluster heraus ein „Ökosystem“ für Startups im Bereich der grünen Chemie, das genau diese Grundausstattung zur Verfügung stellt und zugleich den engen Kontakt zu Forschungspartner*innen herstellt. „Wir haben Expertise aus vielen verschiedenen Fachgebieten und aus allen vier Partnereinrichtungen der BUA. Diese gute Vernetzung ist ein enormer Standortvorteil für Berlin“, sagt Arne Thomas, der damit unterstreicht, wie die Forschung im Exzellenzcluster auch Grundsteine für wirtschaftliche Impulse legt und damit einen erfolgreichen Wissenstransfer aus den Clustern heraus darstellt. Bisher gebe es keine große chemische Produktion in Berlin. Mit kleineren, dezentralen Anlagen, die auf nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbarer Energie beruhen, könnte sich das in Zukunft ändern. Das zentrale Thema für eine zweite Förderphase ab 2026 sieht Arne Thomas darin, die Kreislaufwirtschaft in der Chemiebranche voranzubringen. Weitere Themen sind die Umwandlung von CO2 in hochwertige Produkte, die Erzeugung und Verwertung von grünem Wasserstoff und das Recycling von Plastik durch Katalyse.

Neue Schnittstellen, neue Karrierewege 

Für gelebte Interdisziplinarität steht der Exzellenzcluster „Matters of Activity“, der Geistes-, Natur- und Gestaltungswissenschaften zusammenführt. Das spiegelt sich auch in der Sprecherschaft des Clusters wider, die mit der Design- und Kulturwissenschaftlerin Prof. Claudia Mareis, dem Kunsthistoriker Prof. Horst Bredekamp, dem Physiker Prof. Peter Fratzl und dem Wissens- und Medienhistoriker Prof. Wolfgang Schäffner besetzt ist. Unter dem übergeordneten Thema aktive Materialien verbindet der Cluster Forschende, die üblicherweise nur wenige Schnittmengen haben, in gemeinsamen Projekten: Beispielsweise  arbeitet und kollaboriert eine Designerin im Mikrobiologielabor, ein Experte für digitale Medien forscht gemeinsam mit Medizinerinnen und Medizinern. Das führt zu einzigartigen Ergebnissen, aber auch zu ungewöhnlichen Karrierewegen: „Aktuell steht der Cluster gerade vor der Herausforderung, eine hybride Promotion in Berlin möglich zu machen“, erklärt Clustersprecherin Claudia Mareis. „Das ist bisher schwierig, könnte aber künftig die Einzigartigkeit des Berliner Forschungsraums hervorheben und stärken.“

Matters of Activity knüpft nicht nur enge Bande zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, sondern auch zwischen Wissenschaft und Stadtgesellschaft. In transdisziplinären Projekten entwickeln Forschende und Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft gemeinsam Ausstellungen, Workshops und innovative Formate der Wissenschaftskommunikation wie das BUA-geförderte Experimentallabor „CollActive Materials“, in dem Gesellschaft und Wissenschaft über mögliche Zukünfte spekulieren, etwa rund um das Thema Luft.

Um weiterhin die klügsten Köpfe nach Berlin zu holen, wünscht sich der Cluster von der Berliner Politik künftig noch mehr Mut für eine Unterstützung von außergewöhnlichen und zum Teil mit Risiken behafteten Forschungsvorhaben – auch mit Blick auf eine mögliche weitere Förderphase, für die sich die Cluster im kommenden August bewerben müssen. Denn mitunter können gerade dort, wo neue, ungewohnte Wege beschritten werden, auch überraschende Lösungen für aktuelle Probleme entdeckt werden. „Exzellenzcluster sind auch Experimentierräume. Und dafür braucht es zusätzliche finanzielle Ressourcen“, betont Clustersprecher Wolfgang Schäffner.