Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)
Weltweite Herausforderungen für liberale Demokratie und Marktwirtschaft als Ordnungsmodell
Nach dem Ende des Kalten Krieges schien sich die liberale Demokratie endgültig durchgesetzt zu haben. Doch 25 Jahre später befindet sich das liberale Ordnungsmodell in einer tiefen Krise. Autoritäre Machthaber wie der russische Präsident Wladimir Putin, der ungarische Staatschef Viktor Orbán, der Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas Xi Jinping und nichtstaatliche Gewaltakteure wie der Islamische Staat positionieren sich offensiv als Gegenspieler dieses Ordnungsmodells. Zugleich erstarken innerhalb liberaler Gesellschaften rechtspopulistische Bewegungen wie die Partei AfD in Deutschland, die die Grundfeste der liberalen Ordnung attackieren. Transnationale Netzwerke von autoritären Machthabern und Populisten verbinden diese Akteure.
In dem Cluster Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS) werden die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die liberale Ordnung aus historischer, globaler und vergleichender Perspektive betrachtet. Welche Ursachen haben die aktuellen Auseinandersetzungen um das liberale Skript, und wie unterscheiden sie sich von früheren Krisen? Welche Auswirkungen ergeben sich für die Demokratie und die globalen Probleme des 21. Jahrhunderts? Aus Sicht von SCRIPTS sind die gegenwärtigen Infragestellungen der liberalen Demokratie ein globales Problem, das in vielen unterschiedlichen Formen regionalspezifisch auftritt.
An dem Cluster sind neben der Freien Universität Berlin die Humboldt-Universität zu Berlin, das Wissenschaftszentrum Berlin und fünf weitere Berliner Wissenschaftseinrichtungen beteiligt: die Hertie School of Governance, das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das German Institute of Global and Area Studies, sowie das Leibniz-Zentrum Moderner Orient. „Das Forschungsprogramm überbrückt die vorherrschende Trennung zwischen Sozialwissenschaften und Regionalstudien mit ihren unterschiedlichen Perspektiven und Methoden“, sagt Tanja Börzel, Professorin für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Sprecherin des Clusters. „Der Kern des Forschungsteams ist sozialwissenschaftlich orientiert, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Geschichts-, Wirtschafts- und Erziehungswissenschaften sowie Philosophie und Islamwissenschaft erweitern das Profil.“
Die Hälfte der 25 beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfügen über eine spezifische Regionalexpertise, darunter mit Bezug zum Nahen Osten, zu Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Die gegenwärtigen Infragestellungen der liberalen Demokratie scheinen ein globales Problem, das in vielen unterschiedlichen Formen regionalspezifisch auftritt. Wir wollen diese Vielfalt, ihre Gemeinsamkeiten und Vernetzungen verstehen.
Die Vielfalt der Herausforderungen kann nur durch die Zusammenführung unterschiedlicher Perspektiven erfasst werden. SCRIPTS hat daher institutionelle Partnerschaften mit Universitäten in allen Weltregionen entwickelt. Gleichzeitig setzt die Initiative auf eine enge Zusammenarbeit mit Praxisinstitutionen aus Politik und Kultur in der deutschen Hauptstadt. Ein wichtiger Partner ist das Auswärtige Amt; der Cluster kann hier auf erfolgreiche Strukturen der Zusammenarbeit aufbauen, die bereits seit Jahren mit der Freien Universität Berlin bestehen. Dazu gehört auch das Humboldt Forum im wiederaufgebauten Berliner Schloss, wo die in den Forschungsprojekten des Clusters entwickelten Perspektiven auf die Herausforderungen des liberalen Ordnungsmodells bereits 2019 Gegenstand der ersten Ausstellung des Humboldt Labors sind und der Öffentlichkeit präsentiert werden. SCRIPTS versteht sich von Beginn an nicht nur als Teil eines globalen Forschungsnetzwerks, sondern auch als Knotenpunkt der öffentlichen Debatte um gegenwärtige Krisenerscheinungen der liberalen Demokratie.
Sprecherin und Sprecher: Prof. Dr. Tanja Börzel (Freie Universität Berlin) Antragstellende Hochschule: Freie Universität Berlin Kooperationspartner:- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
- German Institute of Global and Area Studies (GIGA)
- Hertie School of Governance (Hertie School)
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO)
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
- Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS)
- Afrika: University of Cape Town; Cheikh Anta Diop University, Dakar
- Australien: University of Sydney
- Europa: Nuffield College, Oxford; Sciences Po, Paris; Higher School of Economics, Moscow
- Lateinamerika: University of São Paulo; El Colégio de México
- Naher Osten: Bilkent University, Ankara; Hebrew University, Jerusalem
- Nordamerika: Princeton University; University of California, Berkeley; Stanford University
- Ostasien: University of Tokyo; Fudan University, Shanghai; Chinese University of Hong Kong
- Südasien: Jawaharlal Nehru University, New Delhi; National University of Singapore
- Kultur: Haus der Kulturen der Welt, Hebbel am Ufer, Humboldt Forum, Maxim Gorki Theater
- Politik: Auswärtiges Amt, Friedrich-Ebert-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung