BODIES OF WATER Learning from the River Panke through Art, Science, and Storytelling vom 21.06.25
Am 21. und 22. Juni realisierte Art Laboratory Berlin das zweitägige Festival BODIES OF WATER, das sich im Rahmen der laufenden Reihe ON WATER | PARCOURS der Berliner Universitätsallianz (BUA) mit Themen rund um urbane Wasserwege beschäftigte. Gemeinsam mit dem Art-Science-Kollektiv DIY Hack the Panke und Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Ökohydrologie und Medizin erkundete das Publikum, welche Formen ein urbaner Fluss annehmen kann und was in und an der Panke lebt.
Erste Begegnung mit dem Fluss – Sichtbar machen, was unsichtbar ist
Das Festival begann am Morgen des 21. Juni mit der Veranstaltung HYDRO ENCOUNTERS - BECOMING COMPANIONS unter der Leitung von Sybille Neumeyer (Künstlerin, Forscherin) und Fara Peluso (Biokünstlerin, Biodesignerin, Forscherin). Am Ufer der Panke entnahmen die Teilnehmer:innen Wasserproben aus dem Fluss und lasen über Erzählungen von Körpern aus und im Wasser – eine Einladung, Perspektiven auf Symbiose, mikrobielle Vielfalt und Wasser als gemeinsame Ressource zu erweitern. Im Anschluss an die Lesung traf sich das Publikum im Kulturzentrum PA 58 zum ersten Workshop AMPLIFYING RIVER COMMUNITIES mit Prof. Dr. India Mansour (Mikrobiologin, Rillig Lab | Ecologies of Plants, FU Berlin), Dr. Joana MacLean (Mikrobiologin, Rillig Lab | Ecologies of Plants, FU Berlin), Sybille Neumeyer (Künstlerin, Forscherin) und Fara Peluso (Bio-Künstlerin, Bio-Designerin, Forscherin). Dieser Workshop lud Menschen aller Altersgruppen dazu ein, die kleinsten Wasserbewohner der Panke mithilfe von Mikroskopen kennenzulernen und zu zeichnen. Die Zeichnungen dienten dann als Inspiration für Skulpturen von Algen und anderen Mikroorganismen, die vor Ort mit verschiedenen Materialien gebastelt wurden. Zusätzlich boten die Mitglieder von DIY Hack the Panke – Praktiker:innen mit verschiedenen Hintergründen in Kunst, Design und Wissenschaft - Breakout-Sessions zu einer Reihe von Themen, wie dem Anbau eigener Algen oder der Flussökologie, an.
Annäherung an den Fluss – über naturwissenschaftliche und künstlerische Methoden
Am Nachmittag fand der zweite Workshop BERLIN FLOWS mit Dr. Kat Austen (Künstlerin, Chemikerin), Nenad Popov (Medien- und Klangkünstler), Sarah Hermanutz (Künstlerin, Forscherin), Dr. Maria Warter (Ökohydrologin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei / IGB) und Dr. Christian Marx (Ökohydrologe, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei / IGB) statt. Sie nahmen die Teilnehmer:innen mit an die Panke, wo der Fluss durch sein Wasser und den Charakter seiner Strömung erkundet wurde – ganz im Sinne des Sprichwortes: Man durchquert nie zweimal denselben Fluss durchquert, weil sich das Wasser ständig verändert. In diesem Workshop leiteten Künstler:innen und Wissenschaftler:innen die Teilnehmer:innen zu Experimenten mit wissenschaftlichen und künstlerischen Methoden an, bei denen die Panke selbst als aktiver Mitspieler verstanden wurde. Mit den Ökohydrolog:innen Christian Marx und Maria Warter wurde die Geschwindigkeit und das Volumen des Flusses gemessen, während Kat Austen, Nenad Popov und Sarah Hermanutz mit Hilfe von Klängen die Eigenschaften des Wassers erforschten und daraus schließlich eine Performance entwickelten.
Diskussionen über Wasser, Körper und planetarische Gesundheit
Am Abend präsentierte das Festival die Podiumsdiskussion WATER, BODIES, AND PLANETARY HEALTH mit Dr. Kat Austen (Künstlerin, Chemikerin), Jonas Mauch (Aquatischer Ökologe, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei / IGB), Hélène Furaha Hauch (Medizinische Wissenschaftlerin, Charité), moderiert von Prof. Regine Rapp und Christian de Lutz (Art Laboratory Berlin). Dieses interdisziplinäre Panel widmete sich der Frage, wie vom Menschen verursachte Schadstoffe in die Berliner Gewässer gelangen und welche Auswirkungen dies auf dortige Organismen und Lebensräume hat – im Kontext der „planetarischen Gesundheit“. Die Sprecher:innen diskutierten die Rolle von Arzneimitteln, industriellen und landwirtschaftlichen Produkten sowie von Mikroplastik in städtischen Gewässern. Auch mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Situation wurden thematisiert.
Auf die Podiumsdiskussion folgte eine SOUND PERFORMANCE der Künstler:innen Nenad Popov, Kat Austen und Sarah Hermanutz, welche auf dem Workshop BERLIN FLOWS vom Nachmittag basierte. Mit dem Publikum teilten sie einige an und in der Panke aufgenommene Klang- und Videosamples und bauten diese in eine Multimedia-Performance ein. Nach der Sound-Performance fand ein Empfang statt, bei dem das Publikum bei Essen und Trinken mit den Wissenschaftler:innen und Künstler:innen des Tagesprogramms ins Gespräch kommen und diskutieren konnte.
Wasser ernten und schwimmende Objekte in der Panke
Am zweiten Tag (22. Juni) wurde die Reihenfolge der Workshops umgedreht: BERLIN FLOWS fand am Vormittag statt, AMPLIFYING RIVER COMMUNITIES am Nachmittag. In der Mittagspause gab es einen Vortrag ATMOSPHERIC WATER HARVESTING (AWH) von Johannes Müller, Berliner Hochschule für Technik (BHT) und TU Berlin. Der Vortrag thematisierte die kommenden Herausforderungen der Wasserknappheit und stellte ein neues Gerät zur Ferngewinnung von Trinkwasser aus der Luft mit Hilfe erneuerbarer Energie vor.
Am späten Nachmittag, im Anschluss an den Workshop AMPLIFYING RIVER COMMUNITIES versammelten sich alle Teilnehmenden mit ihren entstandenen Objekten zu einem gemeinsamen Spaziergang entlang der Panke. Im Rahmen der MICROBIAL PARADE wurden die kreativ gestalteten Skulpturen – inspiriert von Algen und Mikroorganismen – auf den Fluss gesetzt und schwammen dort einige Meter entlang. Jede Skulptur vergrößerte Formen, Muster und Strukturen, die zuvor unter dem Mikroskop beobachtet worden waren. Somit verwandelten sie das unsichtbare Leben des Flusses in greifbare, sichtbare Objekte. Die Veranstaltung war offen für alle – Nachbar:innen, Familien, Freund:innen und alle, die sich für die Ökologie des Flusses oder für kreative Prozesse interessierten.