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"Judo für die Wissenschaft - Wie stärken wir die Stellung der Wissenschaft in Gesellschaft, Politik & Wirtschaft in schwierigen Zeiten?" – Führungsimpuls mit Dr. Eckart von Hirschhausen

Ein besonderer Tag für die Berlin Leadership Academy: Am 30. Juni 2025 war Dr. Eckart von Hirschhausen bei der Berlin Leadership Academy in der Veranstaltungsreihe „Exzellent vernetzt - Führungsimpulse“ zu Gast.

News vom 07.07.2025

Der promovierte Mediziner und studierte Wissenschaftsjournalist ist einer breiten Öffentlichkeit als Kabarettist, Moderator und Autor bekannt. Daneben ist er Gründer der Stiftung „Gesunde Erde, Gesunde Menschen“, Honorarprofessor und Streiter für den Schutz unserer planetaren Lebensgrundlagen. Seine Spezialität: wissenschaftliche Inhalte mit Tiefe auf humorvolle Art zu vermitteln.

An diesem Abend kamen rund 50 Führungskräfte von FU Berlin, HU Berlin, TU Berlin und Charité im Tieranatomischen Theater auf dem Campus Nord der HU Berlin zusammen, um mit Eckart von Hirschhausen über die Verantwortung der Wissenschaft zur Bewältigung unserer globalen Krisen zu sprechen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Rudolf Kerschreiter, dem Sprecher des Vorstands der Berlin Leadership Academy.

von Hirschhausen eröffnete seinen Vortrag mit der provokanten Frage, warum Studierende noch zur Uni gehen und lernen sollen, wenn später ohnehin niemand der Wissenschaft Gehör schenke. Das Wissen um den fortschreitenden Klimawandel sei bereits Jahrzehnte alt, aber die Kluft zwischen diesem evidenzbasierten Wissen und dem notwendigen Handeln seitens Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werde größer statt kleiner. Aufgrund der stickigen Hitze im Hörsaal moderierte er in Badehose „um einen kühlen Kopf zu bewahren“. Besonders die Coronapandemie und um sich greifende Falschinformationen in sozialen Medien hätten dem gesellschaftlichen Zusammenhalt massiv geschadet und wurde von Rechtspopulisten nachweislich ausgenutzt. „Die dunkle Seite der Macht ist sehr viel besser finanziert und organisiert als die helle“, so von Hirschhausen. Er ist selbst Opfer von Deepfakes, denn mit TV-Ausschnitten und einer täuschend echt KI-generierten Synchronstimme wirbt er scheinbar für Medikamente. „Wir müssen Wissenschaftler, Politiker und Journalisten besser schützen gegen physische Angriffe und den Hass im Netz, sonst begeben sich überhaupt keine vernünftigen Leute mehr in die Öffentlichkeit und halten für unser Gemeinwohl, die Demokratie und wissenschaftliche Institutionen den Kopf hin“ warnte Hirschhausen aus schmerzhafter eigener Erfahrung.

Dafür sei auch eine deutsche und europäische digitale Souveränität unerlässlich. „Wissenschaftler an amerikanischen Unis erleben gerade, wie sie plötzlich nicht mehr an ihre emails oder Forschungsdaten kommen. Wir brauchen dringend eine eigene digitale Infrastruktur für deutsche Universitäten, Ministerien und Institutionen, damit das nicht auch hier passieren kann. Und ein öffentlich finanziertes eigenes soziales Netzwerk, was nicht auf Werbung und Hass beruht, sondern auf Gemeinwohl und freiem Austausch unter echten Menschen.“

Wissenschaftler*innen müssten seiner Überzeugung nach viel öfter und deutlicher „den Mund aufmachen“, um unser aller Lebensgrundlagen zu schützen. Wenn wir die intelligenteste Spezies auf dem Planeten sind, warum zerstören wir dann unser eigenes Zuhause? „Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen, Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Alle diese Lebensgrundlagen sind gefährdet. Nichts davon wird von allein besser. Und wenn wir diese Jahrhundertaufgabe nicht in diesem Jahrzehnt priorisieren, ist sehr viel von dem, woran wir gerade mit viel Geld und Hirnschmalz forschen, irrelevant. We need all brains on deck!“

Die anschließende, lebhafte Diskussion zwischen von Hirschhausen und dem Publikum, ob man an den „richtigen“ Themen forsche, beantworteten die meisten Anwesenden für ihr Fach positiv, wobei durchaus auch nachdenkliche Stimmen zu vernehmen waren. Ob die Wissenschaft sich stärker Gehör verschaffen müsse, wurde ebenfalls intensiv diskutiert. Zwar teilte das Publikum mehrheitlich von Hirschhausens Appell, andererseits wurde auch vor der Gefahr einer Absolutsetzung der Wissenschaft im öffentlichen Diskurs gewarnt – Wissenschaft könne beraten, Entscheidungen müssten aber auch weiterhin demokratisch gewählte Vertreter*innen treffen. Von Hirschhausen verabschiedete das Publikum mit einem Denkanstoß weit über den Abend hinaus. „Wir sind sehr wahrscheinlich die einzige Spezies, die ein Futur zwei im Kopf bilden kann. Wir können uns also ans Ende unseres Lebens versetzen und von dort zurückschauen um uns die zentrale Frage stellen: Wozu möchte ich meine Talente, mein Wissen, meine Netzwerke und Möglichkeiten einsetzen, was ist mein bester Hebel, mein größter sinnvoller Beitrag, was ist meine Legacy? Wer möchte ich einmal gewesen sein?“

Die Berlin University Alliance

Die Berlin University Alliance – der Exzellenzverbund von Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin – positioniert Berlin zu einem der führenden Wissens- und Innovationsräume der Welt, in dem über Disziplinen und Gesellschaftsbereiche hinweg integriert zusammengearbeitet wird. Gemeinsam trägt dieses Ökosystem zum nachhaltigen Gelingen der großen Transformationen bei. Die Berlin University Alliance wird gefördert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.

Die Berlin Leadership Academy

Die Berlin Leadership Academy (BLA) ist die gemeinsame Einrichtung zur Führungskräfteentwicklung der Berlin University Alliance: Sie koordiniert die Führungskräfteentwicklung im Verbund, baut sie aus und entwickelt sie weiter, um den Exzellenzverbund als Ganzes zu stärken.

Mit ihren Angeboten richtet sich die BLA sowohl an Professor*innen als auch an erfahrene Führungskräfte des Wissenschaftsmanagements aller vier Verbundpartnerinnen – Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin.

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