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Kaffeeproduktion in Minas Gerais, dem wichtigsten Kaffeeanbaugebiets Brasiliens. Hier wird über die Hälfte des gesamten brasilianischen Kaffees produziert. | Credit: Gabriela Schneider

Kaffeeproduktion in Minas Gerais, dem wichtigsten Kaffeeanbaugebiets Brasiliens. Hier wird über die Hälfte des gesamten brasilianischen Kaffees produziert. | Credit: Gabriela Schneider

Gabriela, was hat dein Interesse an Kaffee und Nachhaltigkeit geweckt?

Ich komme aus einer Kleinstadt namens Poços de Caldas im Südosten Brasiliens, in der Kaffee angebaut wird. Mein Bundesstaat produziert 60 Prozent des Kaffees in Brasilien – und Brasilien ist der weltweit größte Kaffeeproduzent. Der enge Kontakt zu Produzent*innen, Händler*innen und anderen Akteuren im Kaffeesektor hat mich früh geprägt und in den vergangenen Jahren habe ich mich dem Thema Kaffee auch wissenschaftlich gewidmet – mit Fokus auf Rückverfolgbarkeit, Qualität und Nachhaltigkeit.

Was macht guten Kaffee aus – und wer entscheidet das?

Mit dem Ziel, objektive Kriterien zu etablieren, wurde 1995 von der Specialty Coffee Association of America (SCA) das „Flavor Wheel“ eingeführt. Damit werden sensorische Eigenschaften wie Duft, Säure, Süße, Körper oder Ausgewogenheit systematisch erfasst. Jeder dieser Aspekte wird auf einer Skala von 6 bis 10 Punkten bewertet. Die Gesamtpunktzahl entscheidet darüber, ob ein Kaffee als „Specialty Coffee“ – also als besonders hochwertig – eingestuft wird. Die Mindestgrenze dafür liegt bei 80 Punkten.

Ich argumentiere jedoch, dass diese Methode nicht neutral ist. Schon die Auswahl der zu bewertenden Eigenschaften prägt die Definition von Qualität. Außerdem ließen sich noch ganz andere Kriterien anlegen: kurze Vermarktungswege beispielsweise oder die sozial-ökologische Situation am Ursprungsort.