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Im Alexanderroman taucht Alexander der Große mit einer Tauchtonne auf den Meeresboden hinab. Miniaturmalerei der "Histoire du bon roi Alexander" um 1320 im Kupferstichkabinett Berlin

Im Alexanderroman taucht Alexander der Große mit einer Tauchtonne auf den Meeresboden hinab. Miniaturmalerei der "Histoire du bon roi Alexander" um 1320 im Kupferstichkabinett Berlin

Alexander der Große als märchenhafter Herrscher

Das Projekt Imperial Fictions spürt den phantastischen Anverwandlungen nach, denen der makedonische Herrscher Alexander der Große über Jahrhunderte hinweg in vielen Sprachen und Literaturen unterzogen wurde. Der spätantike "Alexanderroman" ist eine märchenhafte Umdichtung seines Lebens und einer der meistübersetzten und zwischen dem 4. und dem 16. Jahrhundert neben der Bibel wahrscheinlich meistgelesensten Texte der Weltliteratur.

Er beschreibt in unterschiedlichen Fassungen die Eroberungszüge Alexanders als exotische Abenteuerfahrt, auf der sich der antike Monarch mit einer Flugmaschine in den Himmel tragen und mit einer Art Unterseeboot auf den Meeresboden hinabsenken lässt, wo er gegen Ungeheuer kämpft, mit nackten Philosophen diskutiert und einen Palast aus Edelsteinen entdeckt. Bis an den Rand der bekannten Welt, bis an die Grenzen der Erkenntnis strebt der unersättliche Herrscher nach Wissen und Macht. Die Erlebnisse Alexanders wurden immer wieder umgedichtet, um ihn als Helden für unterschiedlichste Kulturen und Identitäten verfügbar zu machen: In Indonesien wurde er sogar zum frommen Muslim erklärt.

Der makedonische Eroberer: ein kultureller Schmelztiegel

Die Forschenden von Temporal Communities untersuchen diese bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und die Nachwirkungen des Alexanderromans und lernen so die Prozesse kennen, in denen sich Kulturen in der Begegnung mit dem Fremden stets neu erfinden.