Alexander der Große als märchenhafter Herrscher
Das Projekt Imperial Fictions spürt den phantastischen Anverwandlungen nach, denen der makedonische Herrscher Alexander der Große über Jahrhunderte hinweg in vielen Sprachen und Literaturen unterzogen wurde. Der spätantike "Alexanderroman" ist eine märchenhafte Umdichtung seines Lebens und einer der meistübersetzten und zwischen dem 4. und dem 16. Jahrhundert neben der Bibel wahrscheinlich meistgelesensten Texte der Weltliteratur.
Er beschreibt in unterschiedlichen Fassungen die Eroberungszüge Alexanders als exotische Abenteuerfahrt, auf der sich der antike Monarch mit einer Flugmaschine in den Himmel tragen und mit einer Art Unterseeboot auf den Meeresboden hinabsenken lässt, wo er gegen Ungeheuer kämpft, mit nackten Philosophen diskutiert und einen Palast aus Edelsteinen entdeckt. Bis an den Rand der bekannten Welt, bis an die Grenzen der Erkenntnis strebt der unersättliche Herrscher nach Wissen und Macht. Die Erlebnisse Alexanders wurden immer wieder umgedichtet, um ihn als Helden für unterschiedlichste Kulturen und Identitäten verfügbar zu machen: In Indonesien wurde er sogar zum frommen Muslim erklärt.
Der makedonische Eroberer: ein kultureller Schmelztiegel
Die Forschenden von Temporal Communities untersuchen diese bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und die Nachwirkungen des Alexanderromans und lernen so die Prozesse kennen, in denen sich Kulturen in der Begegnung mit dem Fremden stets neu erfinden.