Springe direkt zu Inhalt

Vier ERC Grants für Berliner Wissenschaftler

Der Mathematiker Gavril Farkas von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Physiker Roland Netz von der Freien Universität Berlin sowie zwei Wissenschaftler von außeruniversitären Forschungseinrichtungen erhalten Förderung der Europäischen Union in Höhe von jeweils rund 2 Millionen Euro

News vom 28.03.2019

Gavril Farkas, Professor für algebraische Geometrie an der Humboldt-Universität und Roland Netz, Professor für theoretische Physik an der Freien Universität haben jeweils einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) in Höhe von jeweils rund 2 Millionen über 5 Jahre eingeworben. Ebenfalls gefördert wird Thomas Elsässer, Direktor am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin e. V. und S-Professor am Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Mitglied von IRIS Adlershof, der damit bereits zum zweiten Mal einen ERC Grant erhält. Auch Svend Hansen, Erster Direktor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Achäologischen Instituts und Honorarprofessor an der Freien Universität, erhält die Förderung der Europäischen Union.

Gavril Farkas will die Förderung nutzen, um eine große Forschergruppe, die die Verknüpfung zwischen den unterschiedlichen Gebiete Algebra und Topologie weiter untersuchen soll, aufzubauen. Der 1973 in Siebenbürgen geborene ungarische Mathematiker, dessen bisherige Karriere ihn vor seiner Professur in Berlin nach Amsterdam, Princeton und Texas führte, gilt weltweit als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der algebraischen Kurven. So gelang Farkas mit völlig neuen Methoden der Topologie ein Beweis der Green-Vermutung über die Gleichungen algebraischer Kurven. Seine Arbeit hat zu einem Paradigmenwechsel geführt: Fragen in der algebraischen Geometrie könnten überraschenderweise mit einem Gegenstück aus der Topologie beantwortet werden. Gavril Farkas wirkt auch als Principal Investigator am Exzellenzcluster Math+, einem gemeinsamen Projekt von Freier Universität, Humboldt-Universität und Technischer Universität in Kooperation mit Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik sowie dem Zuse-Institut Berlin mit.

Roland Netz will mit der Förderung ein Projekt zum Thema Modellierung von Zeitreihen umsetzten. Im Mittelpunkt seines Vorhabens stehen dabei zeitabhängige Daten, wie sie in der Physik, der Chemie, der Medizin und der Finanzwelt verwendet werden. Im Projekt sollen so verschiedenste Zeitreihen untersucht werden: Beispiele sind die Bewegung von Protonen in wässriger Umgebung, das Falten und Entfalten von Proteinen, die Migration von lebenden Zellen und die Dynamik von Währungswechselkursen. Die geplanten Forschungsarbeiten umfassen dabei sehr verschiedene Zeitskalen: Protonen bewegen sich auf der Femtosekunden-Skala – eine Femtosekunde entspricht 0,000 000 000 000 001 Sekunden –, die Faltung von Proteinen wiederum dauert typischerweise Mikrosekunden, Zellen bewegen sich über Stunden, und Wechselkurse zeigen charakteristische Schwankungen über Tage bis hin zu vielen Jahren.

Thomas Elsässer wird mit der Förderung Grundlagenforschung zu dynamischen elektrischen Wechselwirkungen von DNA und RNA mit Ionen und ihrer Wasserumgebung betreiben. Der Physiker forscht zu ultraschnellen Phänomenen in kondensierter Materie, einschließlich Flüssigkeiten, biomolekularen Systemen und kristallinen Materialien. In seinen Experimenten kombiniert er Methoden der Femtosekunden-Spektroskopie und Strukturforschung mit Röntgenstrahlen. Er nimmt eine international führende Stellung in der Ultrakurzzeitphysik ein.

Mit einem internationalen und interdisziplinären Forschungsteam will Svend Hansen exemplarisch die Entwicklung von vier Innovationen untersuchen: Rad und Wagen, die Züchtung des Wollschafs, die Entwicklung von Kupferlegierungen und das älteste Silber. Mit Grabungen sowohl im russischen Nordkaukasus als auch im georgischen Südkaukasus soll zudem die Grundlage für eine auf 14C-Datierungen basierte Chronologie der Frühbronzezeit geschaffen werden.

Mit dem Format ERC Advanced Grant ermöglicht der Europäische Forschungsrat etablierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen Pionierforschung.