Frühlingsgefühle in Berlin: Gemeinsam Emotionen in der Stadt erforschen
Das Citizen-Science-Projekt „Deine emotionale Stadt“ geht in die nächste Runde: Ab sofort ist die dazugehörige App auch in Arabisch, Russisch und Türkisch verfügbar. Mit insgesamt fünf Sprachen können sich jetzt mehr Berliner*innen als zuvor an dem Forschungsprojekt zum Wohlfühlen in der Stadt beteiligen.
News vom 25.05.2023
Seit August 2022 ist „Deine emotionale Stadt“, ein gemeinsames Projekt des Interdisziplinären Forums Neurourbanistik e.V., der Charité - Universitätsmedizin Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und des Futuriums, online. Bewohner*innen und Besucher*innen Berlins sind dazu eingeladen, ihre Alltagsemotionen und das Gefühl von Stress in der Stadt eine Woche lang über die App „Urban Mind“ zu teilen. Bisher konnte mit der App sowohl auf deutsch als auch auf englisch gearbeitet werden. Mit der Erweiterung in den Sprachen Arabisch, Russisch, Türkisch geht das Projekt jetzt in eine neue Etappe. Mazda Adli, Psychiater, Stressforscher und Studienleiter an der Charité, betont: „Menschen mit Migrationshintergrund und Sprachbarrieren stehen oft besonders unter Stress, werden aber in herkömmlichen Forschungsprojekten oft nicht berücksichtigt. Unsere Citizen-Science-App ist nun in fünf Sprachen verfügbar, um Barrieren abzubauen und noch mehr Menschen zu erreichen.“
Mit dem Update werden – ganz im Sinne der Citizen Science – auch erste Anregungen aus der Bevölkerung in die App eingebaut, welche in öffentlichen Workshops im Futurium, Konferenzen, durch Interviews sowie durch Zusendungen von Nutzer*innen gewonnen wurden. Neben neuen Fragen u.a. zur medizinischen Versorgung in der Nachbarschaft und Diversität in der Stadt wurden auch die Fragen rund um das Thema Einsamkeit vertieft.
„Indem wir Erfahrungen einzelner Bürger*innen in der App erfassen, hoffen wir, neue Zusammenhänge zwischen Stadt und Wohlbefinden zu entdecken. Man könnte sagen, wir crowdsourcen individuelle Lebenserfahrungen und diskutieren dann unsere Ergebnisse gemeinsam mit den Bürger*innen – das gibt es in der Urban Mental Health Forschung so bisher noch nicht. Hier zeigt sich das echte Potential kollaborativer Citizen Science“, sagt Joerg Fingerhut, Philosoph und Studienleiter an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rund 1.000 Menschen haben bisher teilgenommen, die Forscher*innen hoffen bis zum Ende des Jahres auf viele weitere Teilnehmer*innen. Interessierte können sich die „Urban Mind“-App kostenlos im GooglePlay oder AppStore herunterladen und werden an den kommenden sieben Tagen bis zu drei Mal täglich zu ihrem aktuellen emotionalen Befinden und ihrer räumlichen Umgebung befragt. Über GPS werden die Angaben dabei kartographiert. Ziel ist die Entwicklung einer „Emotionsstadtkarte“ Berlins.
Über das Projekt:
Städte lösen Emotionen aus – angenehme und unangenehme. Städte bieten hervorragende Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, gute Gesundheitsversorgung und Chancen auf Wohlstand. Sie sind politische, kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Zentren. Sie haben aber auch eine andere Seite, sind oft anonym oder dreckig, in ihnen gibt es soziale Ungerechtigkeit auf engem Raum, Kriminalität und Gewalt.
Im Citizen-Science-Projekt „Deine emotionale Stadt“ steht die Frage nach dem emotionalen Befinden der Bürger*innen im Vordergrund. Über die App “Urban Mind” teilen sie eine Woche lang ihre persönlichen Empfindungen, bezogen auf den jeweils konkreten Aufenthaltsort. Ziel ist es, die Emotionen an Straßen, Plätzen, in Kiezen und Parks zu entschlüsseln und Erkenntnisse für Städte im Allgemeinen zu gewinnen. Diese Erkenntnisse sollen helfen herauszufinden, was Städte der Zukunft zu lebenswerten Orten macht. Im Laufe des Projekts wird eine „Emotionsstadtkarte“ Berlins entstehen. Die Datenübermittlung und -verarbeitung erfolgt anonymisiert, die Datenverarbeitung erfolgt DSGVO-konform.
Das Projekt „Deine emotionale Stadt“ ist ein gemeinsames Projekt des Interdisziplinären Forums Neurourbanistik e.V., der Charité - Universitätsmedizin Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und des Futuriums, dem Haus der Zukünfte. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen wissenschaftlich aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Zur Überführung der Erkenntnisse in die Praxis bestehen Partnerschaften zwischen der Forschungsgruppe und zahlreichen öffentlichen und politischen Institutionen, Vereinen und Akteuren des städtischen öffentlichen Lebens. Das Projekt wird im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern durch die Berlin University Alliance, der Stiftung für Analytische Psychiatrie sowie der Theodor Fliedner Stiftung gefördert.
Gemeinsame Pressemitteilung des Futuriums und der Berlin University Alliance (BUA).
Download der App über folgende Links:
iOS: https://apps.apple.com/gb/app/urban-mind/id1281988582
Bildmaterial zum Download:
http://bit.ly/futurium_newsroom
Leitung der Forschungsgruppe:
Mazda Adli, Prof. Dr. med., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie CCM, Charité - Universitätsmedizin Berlin, mazda.adli@charite.de
Joerg Fingerhut, Dr. Phil, Berlin School of Mind and Brain, Humboldt-Universität zu Berlin, joerg.fingerhut@hu-berlin.de
Wissenschaftler Mitarbeiter Forschungsgruppe:
Poul Schulte-Frankenfeld, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, poul.schulte-frankenfeld@charite.de
Koordinatorin der Forschungsgruppe:
Sephira Kolbe, M.Sc. Psych, sephira-maria.kolbe@charite.de
Pressekontakt Futurium:
Monique Luckas
Leiterin Kommunikation
Futurium gGmbH
Alexanderufer 2, 10117 Berlin
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F + 49 (0) 30 40 818 97 99