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ERC Starting Grants für Berlin

Vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Freier Universität, Humboldt-Universität und Charité ­erhalten Forschungsförderung der Europäischen Union für den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe

News vom 06.09.2019

Insgesamt vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Freier Universität, Humboldt-Universität und Charité – Partnerinnen in der Berlin University Alliance – haben jeweils einen der hoch kompetitiven ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (European Research Council – ERC) eingeworben. Gefördert wird das Forschungsprojekt „Datenbasiertes Regieren: Lokale Experimente im autoritären China“ von Genia Kostka, Professorin für Chinastudien an der Freien Universität Berlin. Der Historiker Dr. Jan Jansen vom German Historical Institute, Washington, DC mit der Freien Universität als Gastgeber-Hochschule untersucht die Revolutionen rund um den Atlantik und die daraus resultierenden Migrationsbewegungen im 18. und 19. Jahrhundert. Dr. Tim Schröder, Physiker an der Humboldt-Universität, forscht an der nächsten Generation schneller, sicherer und zukunftskompatibler Kommunikation auf dem Weg zum Quanteninternet. Ebenfalls mit einem ERC-Starting Grant ausgezeichnet wurde Dr. Nicola Wilck von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Der Internist und sein Team wollen mit Hilfe des Grants personalisierten Therapien entwickeln, mit denen die Funktionen von Darmbakterien verbessert werden, so dass Bluthochdruck und Organschäden verhindert werden können.

Die ERC Starting Grants sind mit jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro dotiert und richten sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit zwei bis sieben Jahren Forschungserfahrung seit Abschluss ihrer Promotion. In Berlin wurden insgesamt acht Start Grants eingeworben, vier weitere an außeruniversitäre Forschungsinstitutionen. Insgesamt wurden europaweit 408 Projekte zur Förderung vorgeschlagen, 73 Grants gehen an deutschen Einrichtungen. Die Förderquote der eingereichten Anträge liegt bei 13,1 Prozent.

Die Projekte im Einzelnen

Dr. Jan Jansen, Freie Universität Berlin, Forschungsvorhaben: „Refugees and Revolution in the Atlantic World, 1770s-1820s“

Das Thema von Dr. Jan C. Jansens Projekt lautet „Atlantisches Exil: Flüchtlinge und Revolution in der atlantischen Welt, 1770er–1820er Jahre“. Im Rahmen des Projekts sollen in vergleichender Perspektive die umfangreichen Flüchtlingsbewegungen der Revolutionen in Nord- und Südamerika, Frankreich und Haiti in den Jahrzehnten um 1800 untersucht werden. Die großen revolutionären Umbrüche und die mit ihnen verbundenen gewaltsamen Konflikte setzten in dieser Zeit weit mehr als eine Viertelmillion Menschen in Bewegung. Auf Grundlage empirischer Fallstudien in der Karibik und auf dem amerikanischen Kontinent geht der Wissenschaftler in dem Projekt der Frage nach, welche Rolle politische Flüchtlinge und ihre Mobilität in grundlegenden Transformationsprozessen des Revolutionszeitalters spielten. Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse aus dem atlantischen Revolutionszusammenhang in den Kontext einer vergleichenden und globalen Geschichte unfreiwilliger Migration gestellt werden.

Prof. Dr. Genia Kostka, Freie Universität Berlin, Forschungsvorhaben: „Governing with Data: Local Experimentation in Authoritarian China“. (Daten-basiertes Regieren: Lokale Experimente im autoritären China)

In dem Projekt will Prof. Dr. Genia Kostka untersuchen, wie die chinesische Regierung digitale Technologien in den Städten einsetzt und was die Auswirkungen von „Big Data“ auf das soziale, politische und ökonomische Leben in China sind. Mithilfe von Feldforschung und Umfragen wollen Kostka und ihr Team Mechanismen analysieren, mit denen digitale Technologien in lokale Entscheidungsprozesse und Regierungsstrukturen integriert sind. In einem weiteren Schritt würden die Auswirkungen neuer digitaler Regierungsmethoden für Bürger, Unternehmen und den Staat untersucht. Die Forschungsergebnisse sollen neue empirische Daten hervorbringen, auf deren Grundlage es möglich sein wird, die Konzeptualisierung neu entstehender digitaler Regierungsmethoden und die Bewertung ihrer Vorteile und Risiken voranzutreiben. Ziel des Forschungsprojekts von Prof. Dr. Genia Kostka ist es, besser zu verstehen wie die chinesische Regierung digitale Technologien in den Städten einsetzt.

Dr. Tim Schröder, Humboldt-Universität zu Berlin, Forschungsvorhaben: „Quantum Repeater Architectures Based on Quantum Memories and Photonic Encoding” (QUREP)

Dr. Tim Schröder forscht in dem Projekt QUERP an der nächsten Generation schneller, sicherer und zukunftskompatibler Kommunikation an der Schnittstelle von integrierter Quantenoptik, -kommunikation und neuen Materialsystemen – auf dem Weg zum Quanteninternet. Der Wissenschaftler am Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin und am Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik versucht, komplementäre Technologien aus der Quantenkommunikation miteinander zu verbinden. Das Projekt QUREP entwickelt nicht nur bestehende Konzepte weiter, sondern erforscht zugleich neue Technologien. In einem hybriden Quanten-Repeater-Modul sollen zwei unterschiedliche Konzepte, wie etwa Quantenspeicher in Zinn-Defektzentren in Diamant, die gegenwärtig als einer der vielversprechendsten Quantenspeicher gelten, und photonische Cluster-Zustände zusammengeführt werden.

Dr. Nicola Wilck, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsvorhaben: „HyperBiota“

In dem Projekt „HyperBiota“ untersucht Dr. Nicola Wilck von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin am Charité Campus Virchow-Klinikum welchen Einfluss Darmbakterien auf Bluthochdruck ausüben. Dr. Wilck und sein Team werden die Kommunikation von Darmbakterien mit dem Immunsystem bei Bluthochdruck detailliert ergründen und neue Möglichkeiten für Therapien identifizieren. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Ernährungsgewohnheiten liegen, denn es ist bekannt, dass eine Umstellung der Ernährung den Blutdruck senken kann. Ziel ist die Entwicklung von personalisierten Therapien, um die Funktionen von Darmbakterien so zu verbessern, dass Bluthochdruck und Organschäden verhindert werden. Der Internist forscht am Experimental and Clinical Research Center der Charité und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und ist Teilnehmer des Clinician Scientist Programms der Charité und des Berlin Institute of Health.