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Geöffnete Samenkapsel der Banskia Attenuata © Friedrich Reppe

Geöffnete Samenkapsel der Banskia Attenuata © Friedrich Reppe

Frau Wenig und Frau Hehemeyer-Cürten, Sie sind beide in der Forschungsgruppe „Adaptive Fibrous Materials“ des Exzellenzclusters Matters of Activity tätig. Womit beschäftigt sich diese Gruppe?

Johanna Hehemeyer-Cürten: Mit unterschiedlichen Faser- und Pflanzenmaterialien wie Baumrinde, Seide, Baumwolle oder mit der Banksie – einer Pflanze mit feuerfesten Samenkapseln aus Australien. Diese hat einen interessanten Öffnungsmechanismus und öffnet ihre Samenkapseln nach Buschbränden. Unsere Kolleg*innen schauen sich an, wie dieser Mechanismus genau funktioniert und welche Reize ihn auslösen. Wie hat die Natur es geschafft, eine so perfekte Verpackung für Samen zu bilden und könnten wir davon auch für Verpackungsmaterialien lernen? In unseren Arbeiten geht es darum, Materialien genau zu untersuchen, Erkenntnisse daraus zu gewinnen und Wissen für die Gestaltung zu generieren. Was sind die materialspezifischen Eigenschaften? Welche Anwendungsszenarien können davon ausgehend entwickelt werden? Das ist in erster Linie Grundlagenforschung, die möglicherweise später einmal auch in die Anwendung kommt.

In Ihrer Forschung steht das Material Rinde im Vordergrund. Was macht diesen Rohstoff so interessant für Sie?

Hehemeyer-Cürten: Wenn wir uns etwa Kiefernrinde anschauen, gibt es gerade hier in unserer Region ganz viel von diesem Rohstoff. Über Rinde als Material gibt es im Vergleich zu Holz sehr wenig Wissen. Zuerst einmal ist es ein sehr vielfältiges Material: Unten borkig und brüchig, oben am Baum wiederum dünn und glatt. Man kann Kiefernrinde mit Hilfsmitteln wie einer Lösung aus Glycerin und Wasser langfristig flexibel machen, so dass sie lederähnliche Eigenschaften erhält. Und dadurch lässt sie sich ganz anders verarbeiten, als man erst einmal denkt. Zusätzlich hat Rinde in Wuchsrichtung eine viel stärkere Faser als in der Breite. Das macht auch Sinn, denn wenn das Holz wächst, muss die Rinde mitwachsen. Beides sind Eigenschaften, die man gut nutzen kann, um das Material weiterzuverarbeiten – etwa zu weben oder sogar zu falten.