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Comic zum Thema „Decision Theatre“: „Ida und der Mathe-Agent oder eine Geschichte vom Modellieren der Mobilität von Morgen“, von Sarah Wolf et al., gezeichnet von Alberto Madrigal

Comic zum Thema „Decision Theatre“: „Ida und der Mathe-Agent oder eine Geschichte vom Modellieren der Mobilität von Morgen“, von Sarah Wolf et al., gezeichnet von Alberto Madrigal

Wie unterscheidet sich Ihre Methode, Herr Nagel, von der des Decision Theatres?

Nagel: Wir führen sogenannte Bürger*innengutachten zu Transformationsszenarien von Mobilität durch. Der Ablauf ist ähnlich wie beim Decision Theatre, allerdings beschränken wir uns auf den Verkehr in der jeweiligen Region, können dafür aber genauere Simulationen durchführen. Zudem versuchen wir es so einzurichten, dass die Teilnehmenden ein breites Spektrum der Gesellschaft repräsentieren.

Welche Ergebnisse gab es bei diesen Bürger*innengutachten?

Nagel: Einerseits große Einigkeit. So unterstützen mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden das Ziel eines nicht-fossilen Verkehrs bis 2045. Mehr als 80 Prozent sprechen sich auch für das Verursacherprinzip aus. Wenn es aber konkret um Maut oder teurere Anwohnerparkausweise geht, sinkt die Zustimmung auf unter 50 Prozent ab.

Können Sie aus den Bürger*innengutachten konkrete Empfehlungen ableiten?

Nagel: Ein Ergebnis ist, dass der kommerzielle Verkehr auf technischem Wege CO2-frei gemacht werden kann, und dies auch gar nicht stark umstritten ist – hier könnte also schneller vorangegangen werden.

Kontrovers ist vor allem der Bereich des privaten Personenverkehrs. Hier finden sogenannte Pull-Maßnahmen wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder der Radwege breite Unterstützung, werden aber bei weitem nicht ausreichen, um den privaten Personenverkehr CO2-frei zu machen.

Falls „nur“ CO2-Freiheit erreicht werden soll, müssten zusätzlich die Antriebe der vielen verbleibenden Fahrzeuge dekarbonisiert werden; falls gleichzeitig die Anzahl der Autos im Stadtgebiet deutlich reduziert werden soll, kommen wir in allen Simulationsläufen um Push-Maßnahmen wie Verbote, Einschränkungen oder Verteuerungen nicht herum.