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Was ist die Aufgabe der Forschungssatelliten?

Sascha Kapitola: Sie erproben und demonstrieren Technologien für die Erdbeobachtung, für Anwendungen in der Kommunikation oder für den Formationsflug in sehr kleiner und kostengünstiger Bauweise. Unser Kleinsatellit TUBIN hat zum Beispiel Infrarot-Technologie an Bord, um thermale Hotspots zu detektieren. Damit können Waldbrände frühzeitig erkannt und Beiträge zur Klimaforschung geleistet werden.

Unsere beiden neuesten NanoFF-Satelliten sollen Formationsflugmanöver ausführen, also stabil in exaktem Abstand zueinander auf ihrer Umlaufbahn fliegen. Dabei geht es um die Erprobung von komplexen Manövern mit Hilfe von sehr kleinen Satelliten und darum, zu zeigen, wie sich zwei Satelliten ergänzen können. Ihre Kamerasysteme enthalten unterschiedliche Spektralkanäle und optische Filter. So können sie eine Fläche nicht nur aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmen, sondern auch verschiedene Färbungen, um zum Beispiel die Dichte der Vegetation wahrzunehmen, und zwar in guter Auflösung von 39 Quadratmetern. So könnte man mit Hilfe des engen Formationsflugs Höhenprofile erstellen oder eine größere Fläche zur gleichen Zeit ablichten als mit nur einem Satelliten.

Ihr Missions-Kontrollraum mit den vielen Computern und großen Bildschirmen ähnelt dem NASA-Kontrollzentrum …

Stoll (lacht): Ja, dort laufen die Daten zusammen, die wir von den Satelliten erhalten. Von dort aus steuern wir auch die Flugmanöver. Aber das ist nur ein kleiner Teil dessen, was wir benötigen. Wir haben einen Integrationsraum, wo Ideen entstehen und die erste Hardware zusammengesetzt wird. In einem Reinraum, einer Thermal- und einer Vakuumkammer können wir für die Tests eine weltraumähnliche Umgebung herstellen. Das Material muss ja mit hoher Strahlung, großer Hitze und Kälte oder einem Vakuum zurechtkommen. Und um den besonders kritischen Start der Rakete zu überleben, wo die größten Kräfte auftreten, werden die Bauteile noch in einem sogenannten Shaker-Test ordentlich durchgerüttelt.

Und der Wissenschaftsstandort Berlin bietet uns mit seinem integrierten Forschungsraum noch weitere wunderbare Möglichkeiten. Wir arbeiten zum Beispiel mit dem Helmholtz-Zentrum in Wannsee zusammen, mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie mit Unternehmen wie der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH. Es ist bis jetzt wenig bekannt, dass Berlin mit seinem großen Start-Up-Umfeld ein starker Raumfahrtstandort ist, der durchaus mit Bayern und Bremen mithalten kann, die mit den großen Systemintegratoren für die Raumfahrt, AIRBUS und der OHB-System AG bekannter sind.