Rückblick BUA Open Space #5: Global Health - Unsere Gesundheit in Berlin und weltweit
Gesundheit kennt keine Grenzen – das hat die COVID-19-Pandemie eindrücklich gezeigt. Doch wie hängt unsere Gesundheit in Berlin mit globalen Entwicklungen wie dem Klimawandel oder dem US-Ausstieg aus der WHO zusammen? Welche Rolle spielen Berliner Forschung und Politik, um Pandemien zu verhindern oder den Zugang zu Gesundheitsversorgung gerechter zu gestalten?
Beim Salonabend am 29. April diskutierten Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft über globale Gesundheit – und darüber, wie Berlin zu einer gesünderen Welt beiträgt. Mit dabei waren Prof. Dr. Christian Drosten (wissenschaftlicher Co-Direktor des Charité Center for Global Health), Dr. Karamba Diaby (MdB a.D.) und Sophie Gepp (Global Health Hub Germany, Centre for Planetary Health Policy).
Maike Voss (neues handeln) moderierte die Veranstaltung, die bei fantastischem Wetter im Rooftop Atelier des Aufbau Hauses stattfand - die Dachterassen wurden zu intensiven Gesprächen und zum Netzwerken genutzt.
Die Kraft des Berliner Ökosystems nutzen
Alexandra-Gwyn Paetz, Geschäftsführerin der BUA, stieg mit dem Auftrag der Berlin University Alliance in den Abend ein: Rahmenbedingungen setzen, Strukturen vereinfachen und es den verschiedenen Institutionen des Berliner Forschungsökosystems erleichtern, zusammenzuarbeiten. Mit vereinten Kräften gelänge es besser, Lösungsansätze für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden und die Open Space-Salonreihe sei eine gute Plattform für den Austausch.
In einer ersten Runde bat Maike Voss, Moderatorin des Abends, die Gäste um kurze Eingangs-Statements zum Thema globale Gesundheit.
Vielfältige Probleme
Christian Drosten wies darauf hin, dass es vielfältige Probleme gäbe, die die Länder weltweit gemeinsam haben – nicht nur Infektionen. Andere große Themen seien Diabetes oder schlechtes, kohlenhydrathaltiges Essen. Er forderte Deutschland auf, selbstkritisch auf das eigene Handeln zu blicken: Tun wir Gutes? Oder stehen unsere eigenen Interessen im Vordergrund?
Sophie Gepp vom Global Health Hub Germany betonte einen anderen Aspekt: die Auswirkungen der Klimakrise auf die globale Gesundheit, wie beispielsweise eine höhere Mortalität aufgrund von Hitzewellen oder auch Nahrungsmittelkrisen. Es sei Aufgabe der Politik, Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen voranzutreiben, auch weil diese für die Gesundheit relevant seien.
"Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind."
So leitete Dr. Karamba Diaby (ehem. MdB) sein Statement ein und bezog sich dabei auch auf die Covid-Pandemie. Wenn sich Länder des globalen Nordens weltweit für Gesundheit einsetzen, geschähe dies nicht aus Mitleid, sondern aufgrund von Notwendigkeit für das eigene Wohlergehen – und gelebter internationaler Verantwortung.
US-Austritt aus der WHO
Es war eine der ersten Amtshandlungen von US-Präsident Donald Trump: der Ausstieg der Vereinigten Staaten aus der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Folgen für den Bereich globale Gesundheit wurden am Abend mehrfach diskutiert. Die riesige Finanzierungslücke sei dramatisch, gleichzeitig könne die Situation auch genutzt werden, um Prozesse fairer zu gestalten, sagte Sophie Gepp.
Die Politik ist für die Rahmenbedingen zuständig: Die Gründung des Bundestags-Unterausschusses Globale Gesundheit sei ein klares Zeichen gewesen, er hoffe, dass er auch unter der neuen Regierung bestehen bleibe, sagte Karamba Diaby. Auf jeden Fall sei die Zusammenarbeit mit anderen Ländern umso wichtiger, jetzt wo die USA sich zurückgezogen haben.
Wissenschaftskommunikation – während der Pandemie und danach
Aus dem Publikum kamen Fragen zur Corona-Pandemie: ob das Virus menschengemacht sei und auch die Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft wurde von einem Gast kritisch hinterfragt. Moderatorin Maike Voss leitete zum Thema Wissenschaftskommunikation über. Nicht alles, was gesagt wurde, war faktenbasiert, Grenzen wurden verwischt, sagte Christian Drosten. Er verwies zum einen auf die Medien als Kontrollinstanz, aber auch die Wissenschaft selbst bräuchte einen Mechanismus, der eintritt, wenn Wissenschaftler*innen in Talkshows Unsinn erzählen. So eine Instanz gäbe es derzeit nicht und bei hochpolitischen Fragen sei das sehr kritisch.
Politische Maßnahmen würden nur funktionieren, wenn die Menschen sie verstehen, ergänzte Karamba Diaby. Dafür seien Wissenschaftskommunikation und Transparenz entscheidend. Es gäbe kein Erkenntnisdefizit, sondern es fehle an Erkenntnisakzeptanz, merkte eine Besucherin an. Deswegen müsse man sich auch in Krisen mehr Zeit nehmen für politische Entscheidungen und den Kontakt zu den Menschen suchen, die außerhalb der eigenen Blase sind, erwiderte Karamba Diaby.
Was muss Deutschland nun für die globale Gesundheit tun?
Die Antworten auf die Abschlussfrage der Moderatorin stimmten positiv: Deutschland habe eine Strategie für globale Gesundheit, sagte Sophie Gepp, nun müsse die Zivilgesellschaft einen Blick auf die Einhaltung haben. Plattformen wie der Global Health Hub seien dafür geeignet. In Zeiten, in denen die WHO in Frage gestellt wird, müsse sich Deutschland noch stärker seiner Verantwortung bewusst sein, sagte Diaby, das Land sei weltweit anerkannt im Bereich globale Gesundheit.
Berlin als starker medizinischer Standort
Christian Drosten verwies auf Berlin als starken Wissenschaftsstandort: Mit zwei neuen medizinischen Exzellenzcluster-Initiativen zu präventiver Medizin bzw. Multiorganmorbidität könne die Forschung viel beitragen – diese Themen seien global von Relevanz.
Wir bedanken uns bei allen Gästen und Beitragenden! Der nächste Open Space findet als Sonderausgabe zur Langen Nacht der Wissenschaften am 28. Juni statt.