Die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft. Folge 3: Sie formen, was uns im Alltag trägt
01.10.2025
Ob Architekten, Ingenieurinnen oder Strukturbiologen: Diese Forschenden gestalten im weitesten Sinn unseren Lebensraum und unsere Lebensadern – und können so auch den Alltag erleichtern.
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Jun.-Prof. Inka Mai (Technische Universität Berlin): Kommen unsere Häuser bald aus dem 3D-Drucker? Inka Mai forscht zu dem Bauverfahren und sieht gewaltige Vorteile. In einer alten AEG-Werkshalle arbeitet Mai mit Robotern und 3D-Druckern daher an automatisierten Fertigungsprozessen für Gebäude. Zugleich entwickelt sie neue Baustoffe für die 3D-Drucker. Dazu zählen nachhaltige Druckbetone und Mischungen, die auf Lehm basieren und ganz ohne klimaschädlichen Zement auskommen. All das überzeugte auch die Jury des Berliner Wissenschaftspreises: Mai gewann den Nachwuchspreis 2025.
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Nammyoung Hong (Technische Universität Berlin): Die TU-Studentin bringt fast vergessene Geschichte zurück auf die Schiene. Für ihre Masterarbeit zur Parkeisenbahn Wuhlheide erhielt sie den Studienpreis des Landesdenkmalamts Berlin. Die Bahn entstand in den 1950ern im Zusammenhang mit der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und diente der beruflichen Ausbildung von Kindern im Sinne des Sozialismus. Hong dokumentierte nicht nur die bauliche Entwicklung der Anlage, sondern ordnete diese in den historischen und ideologischen Kontext der DDR ein.
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Prof. Dr. Christian Spahn (Charité - Universitätsmedizin Berlin): Wer Ribosomen versteht, entschlüsselt eine Grundlage für sämtliches Leben auf der Erde: Ribosomen. Christian Spahn, einer der führenden Strukturbiologen weltweit, will die mechanischen Bewegungsabläufe verstehen, die aus Einzelbausteinen Enzyme, Strukturelemente der Zelle oder wiederum andere Maschinchen im Molekül-Maßstab zusammensetzen. Nützen soll das etwa für die Herstellung von künstlichen Eiweißen oder Impfstoffen. Dem Europäischen Forschungsrat (ERC) war dieses Vorhaben 2,5 Millionen Euro wert.
- Prof. Dr. Mike Schlaich (Technische Universität Berlin): Der Bauingenieur reiste in einem halben Jahr durch zwölf Länder im Süden und Osten Afrikas. Dokumentiert hat er das in dem beeindruckenden Buch „Bauen in Afrika“. Dabei reflektiert Schlaich seine Rolle als „alter weißer Mann“, schreibt nüchtern über Probleme und Potenziale und denkt im wahrsten Sinn konstruktiv.
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Prof. Dr. Hans Börner (Humboldt-Universität zu Berlin): Starke Klebstoffe, die sich auf Knopfdruck leicht wieder lösen lassen, werden in vielen Anwendungen in Mikroelektronik und Technik wichtig. Der Chemie-Professor entwickelt im Projekt „Idefix“ die Grundlage dafür. Auch über Funk ferngesteuerte Arzneipflaster, die Medikamente smart in den Körper abgeben, könnten dadurch hergestellt werden. Er wurde jetzt ebenfalls durch den Europäischen Forschungsrat ausgezeichnet.
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Prof. Dr. Alexander Scheffold (Technische Universität Berlin): An bestimmten Strukturen im Körper – wie in der Schild- und Bauchspeicheldrüse – ist das Immunsystem sehr aktiv. Dort könnte es aber auch zu einer Überreaktion kommen, sodass Immunzellen den eigenen Körper angreifen. Scheffold will diese These mithilfe einer EU-Millionenförderung prüfen. Darauf aufbauend wären Impfungen oder Therapien gegen Autoimmunleiden denkbar. Damit ist er Teil eines neuen Forschungszentrums der Technischen Universität Berlin, „Der Simulierte Mensch“, das gerade entsteht.
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Prof. Dr. Michael Franz (Technische Universität Berlin): Stromversorgung, Wasserwerke oder Bahnanlagen – alles kritische Systeme. Doch ruhen sie mitunter auf wackeligen Unterbauten. Denn oft steht irgendwo im Keller ein Computer mit veralteter Steuersoftware, die alles am Laufen hält. Franz will diese Systeme automatisiert modernisieren, auf Schwachstellen prüfen und so sicherer machen. Auch sein Projekt wird mit ERC-Millionen gefördert.
Sie alle wurden heute im Tagesspiegel (1.10.2025) im Rahmen der Serie „Die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft“ vorgestellt. Mehr im Tagesspiegel (T+).