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Berliner Verbund weckt internationales Interesse

Eine internationale Delegation besuchte den Berliner Exzellenzverbund und informierte sich über kooperative Herangehensweisen an aktuelle Herausforderungen weltweit

27.10.2021

Internationaler Besuch an der Berlin University Alliance: Unter dem Motto „Germany Today“ informierte sich eine Delegation US-amerikanischer und kanadischer Hochschulen auch über den Berlin Exzellenzverbund.

Internationaler Besuch an der Berlin University Alliance: Unter dem Motto „Germany Today“ informierte sich eine Delegation US-amerikanischer und kanadischer Hochschulen auch über den Berlin Exzellenzverbund.
Bildquelle: Michael Fahrig

Umweltveränderungen, die Überalterung der Bevölkerung und die Corona-Pandemie sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Gesellschaften heute weltweit stellen müssen. Lösungsansätze können nur über Fach- und Institutsgrenzen hinweg sowie in internationaler Zusammenarbeit erarbeitet werden. Auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft bieten neue Sichtweisen auf wissenschaftliche Themen. Genau das sind wichtige Ziele der Berlin University Alliance (BUA). Davon konnten sich Mitte Oktober Vertreterinnen und Vertreter US-amerikanischer und kanadischer Hochschulen und Förderorganisationen überzeugen.

Die Delegation besuchte im Rahmen einer Reise, die jährlich vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert und koordiniert wird, unter dem Motto „Germany Today“ Universitäten in Dresden, Jena, Leipzig sowie den Berliner Exzellenzverbund von Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin. Im Mittelpunkt der Tour standen engagierte Formen und Kooperationsansätze deutscher Hochschulen und Forschungsinstitutionen aktuelle, gesellschaftliche Aufgaben zu bewältigen.

Die Informationsreise gab den Teilnehmenden einen Überblick unter anderem über die deutsche Hochschullandschaft und das Forschungssystem, über aktuelle Entwicklungen, innovative Projekte und Strukturreformen sowie Einblicke in die institutionellen Internationalisierungsstrategien und Informationen über die Zusammenarbeit der Hochschulen in strategischen Netzwerken.

„Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Der Präsident einer Universität begrüßt eine Delegation in den Räumen einer anderen Universität – dies ist nur ein kleines Detail, das den Wandel und die Chancen sichtbar macht, den die Berlin University Alliance ermöglicht“, sagte Christian Thomsen, als er – als Präsident der Technischen Universität Berlin und Mitglied des Board of Directors der BUA – an der Humboldt-Universität zu Berlin die Teilnehmenden im Namen des Exzellenzverbunds begrüßte. Gemeinsam mit Peter A. Frensch, Beauftragter der Präsidentin für die Berlin University Alliance der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied des Executive Board der BUA, stellte er die vier Verbundpartnerinnen – Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin, Charité – Universitätsmedizin Berlin – und deren Idee eines integrierten Forschungsraums in der Hauptstadt vor.

„Hier in diesem Saal hielt Alexander von Humboldt seine berühmten Kosmos-Lesungen“, erklärte Peter A. Frensch. Darin spannte dieser einen Bogen um die ganze Welt und durch alle Disziplinen der Wissenschaft. „Den Ansatz der Internationalität und des gemeinsamen Forschens über Fach- und Institutsgrenzen hinweg verfolgt auch die BUA. Beispiele dafür seien die Grand Challenge Initiatives. Mit diesen Förderlinien geht der Exzellenzverbund aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen weltweit an, die nur gemeinsam und in internationaler Kooperation gelöst werden können. Die ersten beiden Initiativen befassen sich mit den Themen des sozialen Zusammenhalts und der globalen Gesundheit.

Für die Berlin University Alliance war es der erste Besuch einer internationalen Delegation seit der Begutachtung im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder, für einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber nicht der erste Besuch in Berlin. Auch wenn der Aufenthalt rund 30 Jahre her war, war die Erinnerung an das damalige Berlin noch sehr wach und das Staunen über die Veränderung seit dem umso größer. „Es ist wunderbar, wieder hier zu sein und zu sehen, dass die Universitäten so zusammengekommen sind“, sagte Brett Fairbairn, Präsident der kanadischen Thompson Rivers University. Auch Michael Kusiak, Direktor im Office of Contract and Grant Administration der University of California San Diego, erinnerte sich noch an die Zeit kurz nach der Wende in Berlin: „Ich bin damals die Straße Unter den Linden langgelaufen und habe gestaunt, was in Berlin passierte. Es ist toll, wieder hier zu sein und die Entwicklung zu sehen.“

Während der ersten Begrüßungsrunde und Vorstellung des Berliner Exzellenzverbunds konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits Fragen direkt an die Vertreter der Leitungsgremien der BUA stellen. Sie interessierten sich unter anderem für internationale Netzwerke, den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, das deutsche Wissenschaftssystem und gemeinsame Fördermöglichkeiten.

Einblicke in die sieben Berliner Exzellenzcluster erhielt die Delegation im Humboldt Labor, wo sie die von der BUA mitfinanzierte Ausstellung „Nach der Natur“ besichtigen konnten. „Wie hängen Klimawandel, Artensterben und die Krise der Demokratie zusammen?“ ist die Frage der Ausstellung. Sie zeigt die Verbindungen zwischen politischen Ordnungen und der Natur und wie Umwelt- und Ressourcenfragen immensen Einfluss auf alle politischen Systeme haben. Der Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wird im Humboldt Labor ebenso wie in der Berlin University Alliance und den sieben interdisziplinären Forschungsvorhaben neu gedacht. Alle Cluster stellen sich im 150 Quadratmeter großen Foyer vor: Math+Matters of Activity: Image Space MaterialNeuroCureSCIoI – Science of IntelligenceScriptsTemporal Communities und Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat).

„Das Treffen war eine tolle Möglichkeit, neue Einblicke in viele Themen zu bekommen, sich über aktuelle Herausforderungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen“, erzählt Anna Lebed vom Berlin Center for Global Engagement (BCGE) der BUA. „Mit so einer engagierten Gruppe hat es Spaß gemacht, zu diskutieren, sich auszutauschen und auch zu lachen.“ Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sarah Wessel stellte sie beim letzten Programmpunkt des Tages am Thementisch zu „Science Diplomacy“ die Arbeit des BCGE sowie geförderte Projekte vor.

Was versteht man genau unter dem Begriff Science Diplomacy? Welche Herausforderungen gibt es bei der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik? Welche Rolle spielen dabei wissenschaftliche Einrichtungen und wie kann man die Zusammenarbeit stärken? Wie kann man am besten die Kooperationen mit dem Globalen Süden gestalten? „Die Leute stellten nicht nur praktische Fragen beispielsweise zur Organisation von Ausschreibungen, Fördermöglichkeiten und Projektauswahl, sondern interessierten sich auch für die einzelnen Projekte“, sagt Anna Lebed. Viele Gästinnen und Gäste seien etwa vom Buch „Corona and Work around the Globe“ fasziniert gewesen, das Ergebnis des gleichnamigen vom BCGE geförderten Projekts.

An insgesamt vier dieser Thementische konnten die Besucherinnen und Besucher tiefer in die Ziele und Prozesse des Exzellenzverbunds eintauchen. An diesem Programmpunkt lernten sie zudem eine weitere Verbundpartnerin hautnah kennen. Der Lichthof der Technischen Universität Berlin bot ausreichend Platz und zeigte eine weitere Seite der Berliner Universitätslandschaft. Begrüßt wurde die Delegation von Christine Ahrend, Vizepräsidentin für Forschung, Berufungsstrategie und Transfer der Technischen Universität Berlin und Mitglied des Executive Board der BUA, mit einem Vortrag zu „Transdisziplinarität in der Forschung“.

„Es war sehr interessant, dass die Idee unserer Grand Challenge Initiatives leicht zu kommunizieren ist – weil sie so verständlich ist“, sagt Christian Richter, wissenschaftlicher Koordinator für Social Cohesion der BUA. Beide Themen – Social Cohesion und Global Health – stehen auch bei den Heimatuniversitäten der Delegation auf der Agenda – lokal geprägt und mit anderer Sichtweise. „Die sehr offenen und interessierten Gespräche waren für beide Seiten gewinnbringend“, erzählt Christian Richter. Unterstütz wurde er von Rico Neumann von der Technischen Universität Berlin, der im Projekt „Social Cohesion and Civil Society. Interaction Dynamics in Times of Disruption“ forscht, und Nora Anton von Charité Global Health.

Science Communication und Open Science sind weitere Schwerpunkte der Berlin University Alliance zu denen sich die Besucherinnen und Besucher mit Ansprechpersonen aus der BUA austauschen konnten. Fabian Kruse, Referent für Science Communication der BUA, stellte die sogenannten Experimentallabore vor. In diesen interdisziplinären Projekten von Forschungsgruppen werden mit einer innovativen Herangehensweise kommunikative Ideen entwickelt und neue Austauschformate für bisher wenig erreichte Zielgruppen ausprobiert. Die Gästinnen und Gäste aus Nordamerika lernten verschiedene Zugänge aus zwei Projekten zum Thema Wissenschaftskommunikation von Vera S. Rotter, Professorin an der Fakultät Prozesswissenschaften der Technischen Universität Berlin, und Ariane Beier, Koordinatorin Schulaktivitäten im Exzellenzcluster Math+, kennen. Zudem erhielten sie einen kurzen Einblick in die Open-Science-Aktivitäten der vier Verbundpartnerinnen.

„Die Teilnehmenden interessierten sich sowohl für die Methoden der beiden Beispielprojekte als auch für das Verständnis von Wissenschaftskooperation“, sagt Stefan Skupien, wissenschaftlicher Koordinator für Open Science im Bereich Advancing Research Quality and Value der BUA. „Die Diskussion um die Bedeutung von Open Access, die Qualitätssicherung der Journals und den Zugang von Forschenden aus dem Globalen Süden zu den Publikationen war für uns genauso spannend wie für die Delegation.“