Forschungsqualität durch Open Science verbessern
Die erste Ringvorlesung der Berlin University Alliance beschäftigt sich mit Forschungsqualität und Open Science in Theorie und Praxis
12.05.2021
Über Forschungsqualität in wissenschaftlichen Einrichtungen wird viel diskutiert. Dafür haben zuletzt verschiedene öffentlich gewordene Fälle von „Betrug in der Wissenschaft“ und interne Debatten um Standards und Forschungspraktiken gesorgt. Die erste Ringvorlesung im Rahmen der Berlin University Alliance (BUA) nimmt in diesem Sommersemester diese Debatten zum Anlass, um die Schnittstelle von Open Science und Forschungsqualität näher zu beleuchten. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie Open Science zu einer Verbesserung der Forschungsqualität beitragen kann. Besprochen werden unter anderem Peer Reviews, Bewertungspraktiken, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit freier Forschungsdaten und -ergebnisse sowie die entstehenden digitalen Infrastrukturen. Nationale und internationale Gäste aus Forschung und Anwendungsbereichen werden zu den verschiedenen Themen Stellung nehmen und am Ende jeder Veranstaltung mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren. Organisiert wird die Ringvorlesung „Open Science und Forschungsqualität in Theorie und Praxis“ vom Handlungsfeld der BUA für Wissenschaftsqualität (Objective 3: Advancing Research Quality and Value)in Kooperation mit dem Masterstudiengang Wissenschaftsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin.
Eine Open Science-Strategie für den Berliner Exzellenzverbund
„Das Besondere an der Ringvorlesung ist, dass sie Forschung und Praxis zusammenbringt“, sagt Martin Reinhart. Er ist Professor am Lehrbereich Wissenschaftsforschung und Mitglied des Steuerungskreises des Objective 3 und für die Leitung der Ringvorlesung verantwortlich. „Studierende, aber auch alle anderen Interessierten, sollen nachvollziehen können, dass Wissenschaftsforschung mit der Organisation und Praxis von Forschung in einem produktiven Verhältnis steht.“ Ein Beispiel dafür seien Maßnahmen zur Verbesserung der Forschungsqualität, die ihrerseits neue Forschungsfragen aufwerfen.
Martin Reinhart wird im Rahmen der Ringvorlesung unter anderem an einem Podiumsgespräch am 12. Juli teilnehmen, in dem über die Open Science-Strategien des Berliner Exzellenzverbunds diskutiert wird. „Dass sich die BUA entschlossen hat, Forschungsqualität und Open Science zu zentralen Themen des Verbunds zu machen, ist nicht nur der Anlass für diese Ringvorlesung, sondern kann als exemplarischer Fall dienen, um praxisbezogen darüber nachzudenken, wie sich Forschungsqualität verbessern lässt.“ Der Soziologe hofft, dass die Diskussionen am Ende jeder Veranstaltung den Studierenden veranschaulichen, wie vielschichtig und komplex die Verbesserung von Forschungsqualität ist, und möchte sie gleichzeitig dazu ermutigen, kritisch nachzuhaken, wenn solche Maßnahmen nicht oder nur halbherzig durchgeführt werden. „Da sich die Qualität von Forschung kaum messen oder durch externe Instanzen prüfen lässt, braucht die Wissenschaft funktionierende Institutionen zur Qualitätssicherung, wie beispielsweise Peer Review.“
Sozialwissenschaftliche und technische Perspektiven
Die Ringvorlesung beleuchtet nicht nur sozialwissenschaftliche, sondern auch technische Perspektiven auf das Thema. Sonja Schimmler, Leiterin der Forschungsgruppe „Digitalisierung der Wissenschaft“ am Weizenbaum-Institut und am Fraunhofer FOKUS, sowie Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Berlin, beschäftigt sich mit Forschungsdateninfrastrukturen. In ihrem Vortrag am 28. Juni wirft sie die Frage auf, wie die Digitalisierung den Open Science-Diskurs prägen. „Als Informatikerin möchte ich den Studierenden einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen im Bereich Forschungsdateninfrastrukturen auf nationaler und europäischer Ebene geben und ihr technisches Verständnis schärfen.“ Dieses Verständnis sei schon allein deshalb wesentlich, weil sich Open Science im digitalen Raum abspielt. Darüber hinaus weist Sonja Schimmler darauf hin, dass das Thema Forschungsqualität sowohl in den Sozialwissenschaften als auch in der Informatik diskutiert werde, dass es aber wenig Austausch dazu gebe: „Die Forschenden in den Sozialwissenschaften kennen die neusten technischen Entwicklungen nicht; die Forschenden in der Informatik kennen die aktuellsten sozialwissenschaftlichen Diskurse nicht.“
Genau diese Schnittstellen zwischen sozialwissenschaftlichen und technischen, zwischen theoretischen und praktischen Sichtweisen beleuchtet die Ringvorlesung. Die Studierenden sollen dazu befähigt werden, theoretische Ansätze des Wissenschaftsmanagements und der Wissenschaftsorganisation mit Blick auf die Sicherung von Forschungsqualität in die Praxis zu übertragen.
Die Vorlesungsreihe richtet sich an Studierende des Masterstudiengangs Wissenschaftsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin und ist offen für Master- und Promotionsstudiengänge aller Fachrichtungen der Verbundpartnereinrichtungen. Darüber hinaus ist die Veranstaltung für alle Interessierten geöffnet. Sie findet (bis auf einen Termin) jeden Montag von 14 bis 16 Uhr digital statt.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist über diesen Zoom-Link möglich.