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Exzellente Freude

Sieben Cluster – die Entscheidung in der Exzellenzstrategie war an den Universitäten und anderen Einrichtungen ein Grund zum Feiern und zeigt die große Qualität des Wissenschaftsstandorts Berlin in vielen Disziplinen

11.10.2018

Michael Zürn, Sprecher des Exzellenzclusters „Contestations of the Liberal Script“  begutachtete mit Verena Blechinger-Talcott, Vizepräsidentin der Freien Universität, das Ergebnis der Exzellenzstrategie.

Michael Zürn, Sprecher des Exzellenzclusters „Contestations of the Liberal Script“ begutachtete mit Verena Blechinger-Talcott, Vizepräsidentin der Freien Universität, das Ergebnis der Exzellenzstrategie.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

„Die Anspannung war extrem groß, und umso erleichterter waren wir bei der positiven Nachricht.“ So wie Wolfgang Schäffner, Professor für Wissens- und Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Sprecher des Clusters „Matters of Activity“ ging es vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die am „Marathon der Antragsphase“, wie Schäffner es ausdrückt, beteiligt waren.

Erleichterung und Freude gab es auch bei den Mitgliedern der Hochschulleitungen und -verwaltungen sowie bei Politikern: „Das ist der Hammer“, twitterte Berlins Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung Steffen Krach unmittelbar nach der Bekanntgabe der Ergebnisse bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn, die den Wettbewerb des Bundes- und der Länder gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat ausrichtet. Krach hatte wie der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller als Vertreter des Landes Berlin an der entscheidenden Sitzung teilgenommen.

Prof. Dr. phil. Wolfgang Schäffner ist Sprecher des Clusters "Matters of Activity".

Prof. Dr. phil. Wolfgang Schäffner ist Sprecher des Clusters "Matters of Activity".
Bildquelle: Matthias Heyde

„Wir haben eine so großartige Forschergruppe zusammengestellt, die darauf brennt, gemeinsam wirklich neue Dinge tun zu können“, sagte Clustersprecher Wolfgang Schäffner. An den Clusteranträgen haben viele Menschen auf vielen Ebenen mitgearbeitet – auch das wird an diesem Tag deutlich, an dem nicht nur an der Humboldt-Universität zu Berlin in Mitte gefeiert wird, sondern auch an der benachbarten Charité, an der Technischen Universität Berlin in Charlottenburg und an der Freien Universität Berlin in Dahlem.

Hier hatten sich um 16 Uhr Mitglieder der Universität versammelt, um gemeinsam den Livestream der Deutschen Forschungsgemeinschaft anzuschauen – dem erst einmal die Tonspur fehlte. Doch die Sprachlosigkeit dauerte nicht lange, aus der gleichzeitig publizierten Liste der bewilligten Projekte wurde schnell klar, dass Berlin zu den erfolgreichsten deutschen Wissenschaftsstandorten im Exzellenzwettbewerb gehört.

Andrew James Johnston und Anita Traninger, Professor und Professorin für Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin sind Sprecher und Sprecherin des Clusters "Temporal Communities".

Andrew James Johnston und Anita Traninger, Professor und Professorin für Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin sind Sprecher und Sprecherin des Clusters "Temporal Communities".
Bildquelle: Miriam Klingl

Bewilligt wurde als Antrag der Freien Universität der literaturwissenschaftliche Cluster „Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective. Ein neues Verständnis von Literatur über Zeiten, Kulturgrenzen und Medien hinweg“. Sprecher und Sprecherin sind Anglistikprofessor Andrew James Johnston und Romanistikprofessorin Anita Traninger.

„Dass wir mit einem literaturwissenschaftlichen Cluster erfolgreich sind, freut mich ganz besonders“, sagte Anita Traninger. Bundesweit sind nur wenige geförderte Anträge aus den Geistes- oder Sozialwissenschaften.

Prof. Dr. Tanja Börzel (Freie Universität Berlin) und Professor Dr. Michael Zürn (Wissenschaftszentrum Berlin) sind Sprecherin und Sprecher des Clusters "Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)".

Prof. Dr. Tanja Börzel (Freie Universität Berlin) und Professor Dr. Michael Zürn (Wissenschaftszentrum Berlin) sind Sprecherin und Sprecher des Clusters "Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)".
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Einem aktuellen Thema widmet sich der Cluster „Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS). Weltweite Herausforderungen für liberale Demokratie und Marktwirtschaft als Ordnungsmodell“, der ebenfalls von der Freien Universität eingereicht wurde. Sprecherin und Sprecher des sozialwissenschaftlichen Clusters sind Politikwissenschaftsprofessorin Tanja Börzel vom Otto-Suhr-Institut der Freien Universität und Michael Zürn vom Wissenschaftszentrum Berlin und Professor für Internationale Beziehungen an der Freien Universität.

Nach drei Jahren intensiver Arbeit sei der Erfolg für SCRIPTS eine wunderbare Belohnung, sagte der Wissenschaftler. Tanja Börzel habe die gute Nachricht in den USA erhalten: „Wir haben uns sozusagen transatlantisch umarmt.“ Eine solche transatlantische Einmütigkeit sei ja, wie Zürn bemerkte, gerade bei der aktuellen politischen Lage, mit der sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei SCRIPTS dann von Januar 2019 an befassen wollen, „nicht selbstverständlich“.

Der längere Förderzeitraum eröffnet neue Möglichkeiten.

Im Januar beginnt die zunächst siebenjährige Förderperiode für alle Cluster, die bei erfolgreich begutachtetem Folgeantrag noch einmal um weitere sieben Jahre verlängert werden kann. Die Cluster können dabei jeweils mit mehreren Millionen Euro pro Jahr rechnen. Insgesamt soll Berlin in den nächsten sieben Jahren 320 Millionen Euro an Forschungsmitteln erhalten. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eröffnet dieser längere Förderzeitraum neue Möglichkeiten – im Vorgängerwettbewerb, der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, wurden die Cluster nur für maximal zwei mal fünf Jahre gefördert.

Prof. Dr. Christof Schütte (Freie Universität, li.), Prof. Dr. Michael Hintermüller (Humboldt-Universität, Mitte) und Prof. Dr. Martin Skutella (Technische Universität) sind die Sprecher des Exzellenzclusters "MATH+".

Prof. Dr. Christof Schütte (Freie Universität, li.), Prof. Dr. Michael Hintermüller (Humboldt-Universität, Mitte) und Prof. Dr. Martin Skutella (Technische Universität) sind die Sprecher des Exzellenzclusters "MATH+".
Bildquelle: TU Berlin/PR/Felix Noak

Die Cluster zeigen zudem auch die Vernetzung der Wissenschaft in Berlin; ihre Basis sind langjährige Kooperationen. Der Cluster „Math+“ wurde sogar von den drei großen Berliner Universitäten gemeinsam beantragt: Christof Schütte, Präsident des Zuse-Instituts Berlin (ZIB) sowie Mathematikprofessor an der Freien Universität und einer von drei Sprechern von MATH+, freute sich über den Erfolg des gemeinsamen Projekts von Freier Universität, Humboldt-Universität und Technischer Universität in Kooperation mit dem ZIB und dem Weierstraß-Institut: „Es ist ein deutliches Signal, dass die Zusammenarbeit der drei Berliner Universitäten im Fach Mathematik auf höchstem Niveau gelingt und dass es lohnt, dafür Zeit und Arbeit zu investieren. Mathematiker sind Abstraktionswissenschaftler, die für Anwendungsgebiete in verschiedenen Fächern Fortschritte erzielen können: bei so wichtigen Zukunftsthemen wie der nachhaltigen Energieversorgung etwa, der individualisierten Medizin oder auch der Analyse sozialer Prozesse.“

Über das gute Abschneiden von MATH+ freute sich auch der Präsident der Freien Universität, Mathematikprofessor Günter M. Ziegler. Der Cluster sei auch sein „Baby“: „Da stecken viele Jahre Arbeit drin, die Graduiertenschule und das Matheon. Ich freue mich, dass ich nach meinem Amtsantritt als Präsident Anfang Juli alles in gute Hände übergeben konnte.“

Prof. Dr. Matthias Driess (li.), Prof. Dr. Peter Hildebrandt (Mitte) und Prof. Dr. Arne Thomas (alle Technische Universität Berlin) sind die Sprecher des Clusters "UniSysCat".

Prof. Dr. Matthias Driess (li.), Prof. Dr. Peter Hildebrandt (Mitte) und Prof. Dr. Arne Thomas (alle Technische Universität Berlin) sind die Sprecher des Clusters "UniSysCat".
Bildquelle: Christian Kielmann

An der Technischen Universität Berlin hatte Professor Matthias Driess, einer der Sprecher des Exzellenzclusters „UniSysCat“, mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Entscheidung gemeinsam im Geodätenstand, einem Messlabor auf dem Dach des Altbaus verfolgt. „Wir haben alle mitgefiebert und waren gespannt und zuversichtlich zugleich – und das zu recht, wie sich herausstellte“, berichtet der Chemiker. Nun wollen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Forschung stürzen und damit – wie Driess sagt –„der nachhaltigen Chemie einen Schritt näherkommen. Das ist großartig.“

UniSysCat kann dabei auf zehn Jahre Arbeit von UniCat aufbauen, dem Vorgängercluster aus der Exzellenzinitiative. Einzelne katalytische Reaktionen sind bereits gut erforscht. Jetzt geht es darum, Reaktionsnetzwerke in der chemischen und biologischen Katalyse in Raum und Zeit zu entschlüsseln, damit diese dann kontrolliert und vor allem auch simuliert werden können.

Prof. Dr. Dietmar Schmitz (Charité – Universitätsmedizin Berlin) ist Sprecher des Exzellenzclusters "NeuroCure".

Prof. Dr. Dietmar Schmitz (Charité – Universitätsmedizin Berlin) ist Sprecher des Exzellenzclusters "NeuroCure".
Bildquelle: Pablo Castagnola

Auch Dietmar Schmitz, Sprecher des Clusters „NeuroCure“ an der Charité – Universitätsmedizin Berlin freute sich über eine erneute Zusage – denn NeuroCure wurde erstmals vor elf Jahren, in der ersten Runde der Exzellenzinitiative bewilligt – und über die „Möglichkeit, die verschiedenen neurowissenschaftlichen Projekte weiter auszubauen und somit die Zusammenarbeit vieler verschiedener Disziplinen weiter zu fördern“.

Die internationale Strahlkraft der Berliner Neurowissenschaften werde so erneut unter Beweis gestellt, gratulierte Professor Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Für ihn machten alle gewonnenen Cluster vor allem eines deutlich: „Exzellente Forschung kennt keine institutionellen Grenzen. Genau deshalb treten wir im Verbund an.“

Prof. Dr. Oliver Brock (Technische Universität Berlin) ist Sprecher des Clusters "Science of Intelligence".

Prof. Dr. Oliver Brock (Technische Universität Berlin) ist Sprecher des Clusters "Science of Intelligence".
Bildquelle: Kopf und Kragen

„Die Wege sind kurz, wir sind außerordentlich gut vernetzt und viele diverse, kreative Köpfe begeistern sich täglich für Forschung auf Top-Niveau“, beschreibt Professor Christian Thomsen, Präsident der Technischen Universität Berlin, die großen Vorteile des Wissenschaftsstandorts Berlin, die in dieser Entscheidung bereits deutlich würden. Ein Beispiel dafür ist auch der Cluster „Science of Intelligence“, der von der Technischen Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin gemeinsam beantragt wurde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem aus Informatik, Robotik, Psychologie und Philosophie wollen Intelligenz besser verstehen.

Und Professorin Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, freute sich wie ihre Mitstreiter über den „Rückenwind“: „Das Ergebnis beflügelt uns. Ich bin optimistisch, dass wir den Endspurt gemeinsam meistern. Der gemeinsame Antrag als Universitätsverbund muss am 10. Dezember 2018 abgegeben werden.

Vor allem aber zeigt das Ergebnis auch, wie breit gefächert die Spitzenforschung am Wissenschaftsstandort Berlin verteilt ist – wie auch Berlins Regierender Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller bei der Pressekonferenz zu den Ergebnissen einen Tag später hervorhob: „Ich freue mich besonders, dass wir dabei auf so vielen Feldern überzeugen konnten, von den Geistes- und Sozialwissenschaften über die Natur- und Technikwissenschaften bis hin zu den Lebenswissenschaften. Das ist eine große Stärke Berlins, die auch in der Exzellenzkommission viel Beachtung gefunden hat.“

Schlagwörter

  • Cluster
  • Exzellenzstrategie
  • Forschung
  • Interdisziplinarität
  • Mathematik und Informatik
  • Medizin
  • Politik - und Gesellschaftswissenschaften
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  • Wissenschaftsstandort Berlin