Wissenschaftsregion Berlin
Bis 1989 stand es im Mauerstreifen - inzwischen ist es lebendiger Mittelpunkt der Stadt: das Brandenburger Tor.
Bildquelle: Kai-Uwe Heinrich
Die Stadt Berlin zählt nicht nur zu den größten Wissenschaftsstandorten in Europa, sondern auch zu den vielfältigsten: an ihren mehr als 40 Hochschulen – darunter vier Universitäten, sechs Fachhochschulen und drei Kunsthochschulen – können Studierende aus einer Fülle an Fächern auswählen. In mehr als 70 außeruniversitären Forschungseinrichtungen arbeiten Wissenschaftler*innen an einer großen Bandbreite von Themen, die von Maßnahmen gegen globale Epidemien über mathematische Modellierung sozioökominischer Prozesse bis zur Geschichte der Gefühle reicht.
In Berlin befinden sich
- 5 Max-Planck-Institute
- 4 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft
- 2 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft (sowie ein Standort des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR)
- 14 Institute der Leibniz-Gemeinschaft
und andere renommierte Forschungseinrichtungen wie die Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) oder die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Sie alle sind in Kooperationsprojekte der Verbundpartnerinnen – wie Cluster oder Sonderforschungsbereiche – eingebunden. Ohne ihre spezifische Expertise wäre die Arbeit vieler erfolgreicher Forschungsverbünde nicht möglich. Umgekehrt finden Wissenschaftler*innen aus den außeruniversitären Einrichtungen in den Hochschulen auch Partner*innen für Forschungsprojekte. Sie lehren außerdem oftmals an einer der Universitäten und bereichern so das Lehrangebot.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist das „Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft – Das Deutsche Internet-Institut“. Mit diesem Projekt setzte sich ein Berliner Konsortium gegen Mitbewerber*innen aus ganz Deutschland durch. Das Vorhaben wird am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) koordiniert und von den vier Berliner Universitäten – Freie Universität, Humboldt-Universität, Universität der Künste und Technische Universität Berlin – sowie der Universität Potsdam und dem Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) mitgetragen.
Der Zyklotron, der zentraler Kreisbeschleuniger, im Helmholtz-Zentrum Berlin, einer der vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Berlin.
Bildquelle: HZB
Ein Berliner Original: Die Einstein Stiftung
Exzellente Wissenschaft und Forschung in Berlin auf internationalem Spitzenniveau fördern, dafür steht die Einstein Stiftung Berlin. Sie trägt dazu bei, Berlin dauerhaft als eine der weltweit wichtigsten Wissenschaftsmetropolen zu etablieren.
Förderprojekte werden von einer hochkarätig besetzten, unabhängigen wissenschaftlichen Kommission ausgewählt. In einem wettbewerblichen, wissenschaftsgeleiteten Verfahren identifiziert die Einstein Stiftung die besten Projekte und Personen. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf institutionenübergreifenden Forschungskooperationen. Antragsberechtigt sind die Berliner Universitäten und die Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit ihren außeruniversitären Partner*innen aus Wissenschaft und Forschung in Berlin.
Institutionelle oder fachbezogene Quoten gibt es nicht. Entscheidend sind allein die Qualität der Vorschläge und Projekte sowie ihr Beitrag zur Profilierung des Wissenschaftsstandorts Berlin. Das Förderspektrum reicht von der Altertumsforschung bis zur Zoologie, von der Entwicklung neuer Musikinstrumente bis zur Bekämpfung von Krebs.
Zudem vergibt die Stiftung seit 2021 den mit 500.000 Euro dotierten Einstein Foundation Award, der Wissenschaftler*innen sowie Institutionen weltweit auszeichnet, die grundlegend zur Verbesserung der Qualität von Forschung und zur Belastbarkeit von Forschungsergebnissen beitragen.
Die Förderprogramme in der Übersicht
Einstein-Professur
Neue Berufungen von herausragenden Wissenschaftler*innen an Berliner Universitäten und der Charité fördert die Einstein Stiftung mit der Einstein-Professur. Auch Bleibeverhandlungen werden unterstützt. Die Förderung erfolgt durch einen einmaligen Zuschuss zur Ausstattung der Professur.
Einstein Junior Fellow
Sehr talentierte berufbare junge Wissenschaftler*innen in Berlin fördert die Stiftung als Einstein Junior Fellows. Neben der Stelle der Fellows kann auch das jeweilige Forschungsprojekt finanziert werden. Die Gesamtförderlaufzeit beträgt drei Jahre.
Einstein Visiting Fellow
Topwissenschaftler*innen aus dem Ausland fördert die Stiftung als Einstein Visiting Fellows. Sie ergänzen bedeutende Bereiche am Wissenschaftsstandort Berlin durch ihre Kompetenz und stärken internationale Kooperationen. Hierfür etablieren die Fellows Arbeitsgruppen in Berlin.
Einstein Research Fellow
Im Rahmen des Einstein Research Fellowships absolvieren Professor*innen von Berliner Universitäten und der Charité einen zweijährigen Aufenthalt an einem außeruniversitären Forschungsinstitut.
Einstein-Zirkel
Netzwerke knüpfen: das Programm bietet Berliner Wissenschaftler*innen die Möglichkeit zur themenbezogenen Kooperation in Berlin. Einstein-Zirkel sollen eigenständig organisiert werden und mehrere Institutionen einbeziehen. Sie sind besonders geeignet, neue Forschungsgebiete für die Berliner Wissenschaft zu erschließen.
Einstein Foundation Doctoral Programme
Das Programm richtet sich an exzellente strukturierte und auf Dauer angelegte Doktorandenprogramme und gestalterisch-künstlerische „third cycle“-Programme der Berliner Universitäten sowie der Charité. Die Förderlinie unterstützt zukunftsweisende Konzepte zur Entwicklung, Erprobung und Etablierung von Praktiken, die nachhaltige Lösungen für strukturelle Probleme in der Graduiertenförderung bieten.
Einstein-Zentrum
Das Programm ermöglicht es Spitzenforschungsverbünden in Berlin, institutionenübergreifende Forschungs- und Lehrnetzwerke zu etablieren. Ein solcher Verbund vertieft die Kooperation bedeutender Wissenschaftler*innen und soll die Entstehung neuer, international sichtbarer Forschungsschwerpunkte befördern.
Einstein Research Unit
Über die Geschäftsstelle der Berlin University Alliance können Anträge auf langfristig angelegte Forschungsverbünde in strategisch wichtigen Forschungsfeldern eingereicht werden. Die Begutachtung erfolgt im Auftrag der BUA durch die Einstein Stiftung; ermutigt wird zu trans- und interdisziplinären Vorhaben.
Das Museum für Naturkunde zählt als Leibniz-Institut zu den außeruniversitären Kooperationspartnern.
Bildquelle: Antje Dittmann, Museum für Naturkunde Berlin
Ein Ziel für Wissenschaftler*innen und Studierende aus aller Welt
Insgesamt zählen die Berliner Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu den attraktivsten Orten für Forscher*innen aus aller Welt. Dem Ranking der Alexander von Humboldt-Stiftung (2014) zufolge wählten knapp 730 Stipendiat*innen eine der drei Universitäten für ihren Auslandsaufenthalt. Die Freie Universität steht in diesem Ranking auf Platz 1, gefolgt von der Humboldt-Universität, die Technische Universität Berlin belegt den achten Platz. Unter den am häufigsten von internationalen Gastwissenschaftler*innen aufgesuchten außeruniversitären Einrichtungen finden sich das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Archäologische Institut und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Auch die Zahl der Studierenden aus dem Ausland steigt: Insgesamt lernten im Wintersemester 2015/16 mehr als 31.160 ausländische Studierende in Berlin, mehr als zwei Drittel von ihnen an der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Technischen Universität Berlin.
Die Stadt, in der Mauern fallen können
In kaum einer anderen Stadt allerdings zeigt sich so deutlich, wie abhängig auch ein Wissenschaftsstandort von seinen historischen und politischen Rahmenbedingungen ist: Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Berlin zur Wissenschaftsmetropole mit internationaler Strahlkraft. Hier wirkte unter anderem der Historiker Theodor Mommsen, der für sein mehrbändiges Werk zur Römischen Geschichte 1902 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Rudolf Virchow und Robert Koch trieben in Berlin mit neuen Forschungsansätzen und Entdeckungen die Entwicklung der wissenschaftlichen Medizin voran. Und im November 1915 stellte der Physiker Albert Einstein in der Preußischen Akademie der Wissenschaften die Grundzüge seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vor.
Die Vertreibung von jüdischen Wissenschaftler*innen – unter ihnen auch Lise Meitner, die im Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem mit Otto Hahn die Kernspaltung entdeckt hatte – durch die Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg setzten dieser Blütezeit ein Ende. Zurück blieb ein geteilter Wissenschaftsstandort mit Universitäten und Forschungseinrichtungen diesseits und jenseits der Berliner Mauer.
Mit ihrem Fall am 9. November 1989 eröffneten sich auch für die Berliner Wissenschaftseinrichtungen und ihre Forscherinnen und Forscher sowie die Studierenden neue Möglichkeiten: Ein Umbruch, der bis heute nachwirkt. So wurde etwa die Charité – bis 1989 Vorzeigeeinrichtung der DDR – zum gemeinsamen medizinischen Fachbereich von Freier Universität und Humboldt-Universität.
Das Netz der Kooperationen zwischen den wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt wird immer dichter – nicht zuletzt durch die gemeinsamen Erfolge in der Exzellenzinitiative. Die Vielfalt der Forschung und Lehre in Berlin, das Zusammenspiel zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung sind eine gute Basis für weitere gemeinsame Projekte.